Die Migros an der Berner Marktgasse wird komplett umgestaltet. Das Einkaufszentrum wird ganz anders aussehen – und auch ein verschwundenes Stück Altstadt soll wieder zum Vorschein kommen.
Bausünden korrigieren
In den 1950er- und 1970er-Jahren wurde das Gebiet nach damaligen Vorstellungen be- und umgebaut, mit dem Resultat, dass die historische Bausubstanz zum Teil zerstört wurde. Durchgänge, Höfe und historische Gebäude in der Umgebung sind heute nicht mehr gut sichtbar.
Heute habe man eine ganz andere Herangehensweise, sagte der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried vor den Medien. Mit dem Projekt sollen Höfe, Durchgänge und Hinterhäuser mitten im Unesco-Weltkulturerbe Bern wieder sichtbarer und erlebbarer gemacht werden.
Das Projekt sei das Ergebnis einer «sorgfältigen Herangehensweise», sagte Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross. Die Architektenteams hätten sich tief mit der Baugeschichte auseinandergesetzt und diese kreativ interpretiert.
In die Jahre gekommen
Die Migros betreibt seit Jahren im Gebäudekomplex zwischen der Marktgasse und der Zeughausgasse einen Supermarkt mit Restaurant und weiteren Nutzungen. Der vor 20 Jahren erfolgte Umbau sei in die Jahre gekommen, stellte Anton Gäumann, Geschäftsleiter der Migros Aare, fest.
Gäumann verwies auch auf veränderte Kundenbedürfnisse. Heute reiche es nicht mehr, nur Ware zu präsentieren. Kundinnen und Kunden wollten ein attraktives Einkaufserlebnis. Dazu komme, dass die Haustechnik nicht mehr dem heutigen Stand entspreche und die Migros Klubschule jüngst aus dem Gebäudekomplex in die Welle 7 beim Bahnhof umgezogen sei.
Der Migros-Supermarkt wird künftig im Untergeschoss angeordnet. Das Erdgeschoss soll Gastronomieangebote beherbergen.
Öffentlich zugängliche Dachterrasse
In den Obergeschossen sind weitere Verkaufs-, Gastronomie- und Dienstleistungsflächen für unterschiedliche Anbieter angedacht. Auch Wohn- oder Beherbergungsmöglichkeiten könnten geschaffen werden. Auf dem Hofgebäude soll eine öffentlich zugängliche Dachterrasse mit Bar entstehen.
Die Bauverantwortlichen gehen aktuell von einer groben Kostenschätzung von rund 75 Millionen Franken aus.
Als nächster Schritt wird die Projektstudie in den kommenden Monaten im Detail ausgearbeitet und als Grundlage für die Überbauungsordnung und das Baugesuch dienen. Bestenfalls könnte der Umbau im Jahr 2020 erfolgen. Die Verantwortlichen rechnen mit einer Bauzeit von zwei Jahren.