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Mit Folgen für die Sonderjagd Bündner Abschussplanung endet an der Kantonsgrenze

In fast allen Regionen findet zurzeit die Sonderjagd statt. Etwa im Prättigau, wo im Winterhalbjahr Hirsche aus dem Vorarlberg einwandern. Dennoch wird die Hirschjagd heute nicht zusammen mit den Jagdbehörden in Österreich geplant.

Wieso werden die Hirsche aus Österreich erst geschossen, wenn sie in Graubünden angekommen sind? Diese Frage stellte sich Franziska Preisig (SP), denn: «Auch in den Nachbarkantonen und -ländern wird gejagt!». Auslöser für die Frage war die Sonderjagd-Initiative (siehe Kasten), die Preisig als Grossrätin in der Kommission vorberaten hat.

Ihre Schlussfolgerung nach der Debatte in der Kommission: «Hier müsste man zusammensitzen und Konzepte über die Kantonsgrenzen hinaus entwickeln». So liesse sich allenfalls die Sonderjagd zum Wohl der Tiere verkürzen.

Die Sonderjagd-Initiative

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Mit 10'229 gültigen Unterschriften wurde die Sonderjagd-Initiative 2013 eingereicht. Sie fordert die Abschaffung der «unethischen und moralisch verwerflichen» Sonderjagd im November und Dezember.

Nächste Woche diskutiert der Grosse Rat darüber. Die Regierung lehnt die Initiative ab. Die Abstimmung über die Initiative findet voraussichtlich nächstes Jahr statt.

Zu der jahrelangen Verzögerung kam es, weil die Bündner Politik und Justiz die Initiative für ungültig erklärt hatte. Erst das Bundesgericht erklärte die Initiative 2017 einstimmig für gültig.

Für die Jagd- und Abschussplanung ist in Graubünden das Amt für Jagd und Fischerei zuständig. Der Kanton arbeite mit den umliegenden elf Regionen zusammen, betont der kantonale Wildbiologe Hannes Jenny. In verschiedenen Projekten wurde erforscht, wie die Hirsche wandern und so gemeinsame Wildräume nutzen.

«Wir können die Vorarlberger nicht beeinflussen»

Daraus die Konsequenzen zu ziehen und gemeinsame Abschussziele festzulegen, sei jedoch unrealistisch. «Seit 30 Jahren arbeiten wir mit Vorarlberg und Liechtenstein zusammen. Wir sind froh, wenn wir ein Jahr später wissen, wer wieviel geschossen hat.» Seine Erfahrung sei, dass jede Region zuerst für sich selber schaue. Hinzu komme, dass andere Länder und Kantone andere Jagdsysteme mit eigenen Zielsetzungen hätten.

Ein Revierpächter gibt viel Geld aus und will nach seinem Gusto jagen.
Autor: Hannes Jenny Amt für Jagd und Fischerei

Bei der Revierjagd im Vorarlberg dominierten die Interessen der Bodenbesitzer. Die Tiere würden gefüttert, bis Mitte Oktober würden vor allem männliche Hirsche mit prächtigem Geweih geschossen. «Ein Revierpächter gibt viel Geld aus und will nach seinem Gusto jagen», so Wildbiologe Jenny. Sprich, die Bedürfnisse des benachbarten Graubündens spielten keine Rolle, «nur damit wir in Graubünden eine kürzere Sonderjagd haben».

Auf der anderen Seite des Rätikons amtet Hubert Schatz, Wildökologe im Österreichischen Land Vorarlberg. Von dort wandern die Hirsche Anfangs Winter Richtung Graubünden. Eine gemeinsame Abschussplanung, «das könnte man theoretisch machen, ist sogar wünschenswert», meint Schatz, aber die «unbedingte Notwendigkeit», so zumindest aus Vorarlberger Sicht, sei nicht gegeben.

Die Ostschweizer spannen seit zwei Jahren zusammen

Was im Fall Graubünden schwierig ist, funktioniert in der Ostschweiz. Seit zwei Jahren planen St. Gallen und die beiden Appenzeller Kantone ihre Abschussziele gemeinsam.

Auch dort prallen mit Patent- und Revierjagd zwei unterschiedliche Jagdsysteme aufeinander. Dies sei zuerst ein Hindernis gewesen, sagt Ueli Nef, Jagd- und Fischereiverwalter von Appenzell Innerrhoden, habe dann aber gut funktioniert. Die gemeinsame Jagd- und Abschussplanung habe gezeigt, dass die Hirschpopulation in der Vergangenheit zuwenig reguliert wurde, dies habe man nun korrigiert.

SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30; habs

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