- Mit einer Unterschrift unter ein Loyalitäts-Schreiben können Thorberg-Mitarbeiter der Direktion den Rücken stärken.
- Die Aktion eines Mitarbeiters löst bei anderen Angestellen Verunsicherung aus.
- Der Staatspersonalverband rät dazu, nicht zu unterschreiben.
Im Berner Gefängnis Thorberg brodelt es seit Monaten. Mitarbeitende haben «Schweiz aktuell» von der miesen Stimmung und von Sicherheitsmängeln im Gefängnis erzählt.
Auch die Gefangenen wehren sich. Sie drohten wegen der schlechten Zustände mehrfach mit Streik. In der Kritik steht der Direktor der Strafanstalt, Thomas Egger. Sowohl das Personal wie auch die Gefangenen forderten seinen Rücktritt.
Jetzt gab es aber intern einen Versuch, dem Direktor den Rücken zu stärken – mit einem schriftlichen Loyalität-Bekenntnis. Mitarbeiter sollen das Papier unterschreiben.
Angst unter Mitarbeitern
Die Aktion verunsicherte viele. Sie haben Angst vor möglichen Konsequenzen, sollten sie nicht unterschreiben. Bei einigen Mitarbeitern sei gar Panik ausgebrochen, erfuhr «Schweiz aktuell». Den Brief verschickt hat ein Thorberg-Mitarbeiter.
Heute geht die Aktion zu Ende. Wer unterschrieben hat und wer nicht, erfahre der Direktor nicht. Der für den Brief verantwortliche Mitarbeiter wollte «Schweiz aktuell» nicht sagen, wie viele unterschriebene Briefe zurückgekommen sind.
Wegen der Aktion haben sich einige Mitarbeiter bei Daniel Wyrsch vom kantonalen Staatspersonalverband gemeldet. «Man weiss nicht recht, ob der Brief von den Mitarbeitern kommt oder von weiter oben. Ich habe meinen Mitgliedern geraten, sie sollen nichts unterschreiben.»
Die Mitarbeiter wissen nicht, was mit ihrer Unterschrift passiert. Sie wissen nicht, ob das Ganze später zu Sanktionen führt.
Die Mitarbeiter haben den Verdacht, dass der Brief von Direktor Thomas Egger initiiert worden ist. Dieser wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen. Er habe keine Zeit für ein Interview, war seine Begründung.
Unabhängig, von wem der Brief wirklich kommt – Daniel Wyrsch vom Staatspersonalverband kritisiert die Aktion scharf. Denn das Schreiben sorge für Verunsicherung. «Die Angestellten wissen nicht, was mit ihrer Unterschrift passiert. Sie wissen nicht, ob das Ganze später zu Sanktionen führt.»
Direktion beschwichtigt
Die zuständige kantonale Polizei- und Militärdirektion sagt, sie wisse nichts von diesem Brief. Trotzdem schreibt sie: «Selbstverständlich muss niemand Angst vor Konsequenzen haben, weil er eine Initiative startet oder eine solche nicht unterschreibt.»