Bauer Elias Casanova steht auf seiner Wiese in Siat. Er hat ein Problem. Mehr als zehn Prozent seiner Wiese sind von Engerlingen befallen. Braune, abgefressene und kahle Stellen dominieren das Bild. Für dieses Jahr rechnet er auf dieser Parzelle mit einem Totalausfall beim Futter für seine Tiere.
Gegen solche Engerlingsschäden wird schon seit Jahren vorgegangen. Die Engerlingsbekämpfung koordiniert der Plantahof. Eingesetzt werden Gerstenkörner, die mit einem Pilz präpariert wurden .
Auf der Wiese in Siat zieht ein Traktor samt Sämaschine seine Bahnen. So werden die Körner in die Erde gebracht. Nach ein paar Monaten hat sich der Pilz unterirdisch ausgebreitet und die Engerlinge befallen, die Tiere gehen ein.
Nicht alle sterben
Entwickelt hat die Methode die Forschungsanstalt Agroscope. Bereits seit den 90er-Jahren wird der Pilz eingesetzt. Ziel sei nicht, die Population ganz auszurotten, sagt Christian Schweizer, Insektenkundler bei Agroscope.
«70 bis 80 Prozent der Engerlinge gehen kaputt», erklärt er. So sei gewährleistet, dass Fledermaus, Dachs und Co. noch genügend Engerlinge zum Fressen fänden.
Normales Jahr
In diesem Jahr werden in Graubünden rund 60 Hektaren Land mit der Pilzgerste behandelt. Batist Spinatsch, Leiter Beratung und Weiterbildung beim Plantahof, sagt: «Es ist ein normales Jahr.» Man habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit der Pilzmethode gemacht. Behandelte Flächen hätten sich erholt.
Verspätung wegen Panne
Normalerweise wird die Pilzgerste ausserhalb des Kantons eingekauft. Heuer konnte der Produzent nicht liefern. In die Bresche gesprungen ist deshalb der Maschinenring Graubünden.
Doch bei der Produktion der Körner habe es eine technische Panne gegeben, sagt Maschinenring-Geschäftsführer Claudio Müller. Elf Tonnen Saatgut seien kaputt gegangen. Der Schaden von mehr als 100'000 Franken sei aber von der Versicherung gedeckt.
Der zweite Versuch war dann erfolgreich. Nun könne man die Körner, zwar mit etwa zwei Monaten Verspätung, aussäen.
«Eigentlich hatten wir Glück im Unglück. Das Wetter hat mitgespielt, der Boden ist feucht, wir können das Saatgut nun bei optimalen Bedingungen ausbringen», erklärt Müller.