Prunkstück der Ausstellung «Fashion Drive» ist der Faltenrockharnisch. Eine fünfhundert Jahre alte Rüstung aus blankem Eisen. Getragen wurde sie nicht in Schlachten, klärt Kunsthausdirektor und Kurator Christoph Becker auf: «Darin ist man viel zu unbeweglich, um kämpfen zu können. Die Rüstung wurde an Festen getragen und war ein Symbol für Macht und Geld.»
Ein halbes Jahrhundert Kunstgeschichte vermischt sich mit fünfhundert Jahren Modegeschichte. Das Kunsthaus hat sich ein ambitioniertes Ziel gesteckt.
Dabei soll sich der Besucher nicht entscheiden müssen zwischen Kleider oder Kunst, so Christoph Becker: «Das Publikum hat automatisch ein sinnliches Vergnügen, wenn es die Mode anschaut.» Zu sehen ist etwa dieses Gemälde von Édouard Manet aus dem Jahr 1862.
Nicht nur modisch sind die Werke, sie haben zum Teil auch einen praktischen Wert: «Vom Nutzen des Reifrocks, um den Zoll zu betrügen», lautet der Untertitel dieser französischen Karikatur aus der Feder von Honoré Daumier.
In der Ausstellung möchte die Co-Kuratorin Cathérine Hug die Mode aber auch zeigen in «jenem Kippmoment, wo sie extrem, schrill, laut, getarnt und verpönt ist».
Auch der kritische Blick fehle nicht, so Christoph Becker: «Die Ausstellung bewegt sich in die Gegenwart hinein. Und beleuchtet dabei auch die Mode als Industrie oder als Kunst der Verführung.» Verschwendung, Ausbeutung – solche Aspekte werden von den zeitgenössischen Künstlern aufgenommen.
Mittendrin in diesem Rundgang durch Rüstungen und Plastikröcke hängen, scheinbar leblos, zwei Regenmäntel an der Wand. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die Hand eines Menschen, die aus einem Ärmel lugt. Ein gruselige Performance eines tschechischen Künstlerduos.