Sind Kot, Urin oder Menstruation Tabuthemen? Diese Frage stellt das Museum Blumenstein, das historische Museum der Stadt Solothurn. Die neue Ausstellung «Seife, Sex und Schokolade» behandelt die menschlichen Körpersäfte. Im barocken Landsitz wird während eines Jahres gezeigt, wie sich der Umgang damit über die letzten 200 bis 300 Jahre verändert hat.
Die Ausstellungsmacherinnen Brigitta Berndt (rechts im Bild) als Kuratorin und Stefanie Bittmann, Szenografin, haben die neue Wechselausstellung gestaltet. Die Ausstellung führt durch verschiedene Räume und Etagen der Villa.
Gestartet werden kann zum Beispiel im Schlafzimmer der Madame. Neben dem rot gepolsterten Bett mit Vorhängen stehen diverse Schälchen und Gläser auf Tischen. Alles kann ausprobiert werden: Vom Gesichts- und Haarpuder über Lippenstift und Rouge aus Läusen bis zum Zahnpulver. Auch ein Mouche kann angeklebt werden – ein künstlicher Schönheitsfleck, der je nach Ort im Gesicht eine andere Botschaft an Eingeweihte vermittelte, so Stefanie Brittmann.
Einen eigenen Tisch haben die Düfte. Vor 300 Jahren wusch man sich selten. Die Angst war da, dass das Wasser die Poren der Haut öffnet und dadurch krankmachende Luft in den Körper eindringt. Stattdessen wurde gepudert, geschminkt und parfümiert. Getestet werden kann ein Eau de Cologne nach der Originalrezeptur eines Solothurner Adligen. «Es riecht gut. Mit einer Note von Citrus und Bergamotte», so Brigitta Berndt.
Der nächste Raum kümmert sich um das Themengebiet «Lust und Leidenschaft». Mittel zur Steigerung der Libido sind ausgestellt, Verhütungsmittel wie Kondome aus Schafsblinddarm oder Seidenkondome mit Bienenwachsbeschichtung. Und es werden Mittel gezeigt, die zum Schwangerschaftsabbruch verwendet wurden.
Im gleichen Raum befindet sich ein Aquarium mit gelben Fröschen. Es handelt sich um südafrikanische Krallenfrösche, erklärt Brigitta Berndt. Diese wurden bis in die 1960er-Jahre verwendet, um eine Schwangerschaft nachzuweisen. Den weiblichen Fröschen wurde Urin einer potentiell schwangeren Frau unter die Haut gespritzt. Wenn der Frosch nach einigen Stunden laichte, war dies ein Zeichen für Schwangerschaft.
Die Kammer der Zofe im ersten Stock ist dem Stuhlgang gewidmet. Gezeigt wird etwa ein Leib- oder Kackstuhl, den sich die noblen Herrschaften bringen liessen, um ihren Stuhlgang zu verrichten.
Ein weiteres Zimmer widmet sich der Menstruation. Diese Station ist den beiden Ausstellungsmacherinnen besonders wichtig. Sie wollen aufzeigen, dass dieses Thema heute noch tabuisiert wird. «Es wird ein Geheimnis daraus gemacht – dabei ist die Hälfte aller Menschen jeden Monat davon betroffen», so Brigitta Berndt.
Die Ausstellung richte sich an jede Art von Besucher, so die Ausstellungsmacherinnen. Vor allem aber soll Besucherinnen gezeigt werden, dass sie sich nicht beschmutzt fühlen müssten. Ein Gefühl, das einige Frauen immer noch hätten im Zusammenhang mit der Menstruation, meint Brigitta Berndt. «Sie sollen sagen könne: Es ist einfach so. Punkt!»