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Museum Langmatt Ein Leuchtturm der Kultur im Aargau nahe am Zusammenbruch

  • Die Villa Langmatt in Baden ist ein Kunst- und Wohnmuseum von internationalem Rang. Sie ist einer der kulturellen Leuchttürme des Aargaus.
  • Doch der Weiterbestand ist gefährdet. Das Gebäude braucht dringend eine Sanierung. Und die Stiftung, die das Museum betreibt, hat fast kein Geld mehr.
  • Fachleute machen sich Sorgen über die Zukunft des Museums. Die Politik muss dringend Entscheide fällen.
  • Im Juni soll ein Bericht zur zukünftigen Strategie des Museums Langmatt in den Einwohnerrat Baden kommen.

Museums Direktor Markus Stegmann freut sich. Das 30-Jahr-Jubiläum seines Hauses feiert er mit der Ausstellung «Herzkammer». In der Galerie des Museums zeigt er die wichtigsten Werke der Impressionisten-Sammlung.

Markus Stegmann, Direktor des Museums Langmatt.
Legende: Markus Stegmann, Direktor des Museums Langmatt, vor einem Bild von Paul Cézanne, das ca. 1900 entstand. Mit diesem Stilleben begann die Sammeltätigkeit der Familie Brown bei den damals noch weitgehend unbekannten Impressionisten. SRF

Dazu sieht man aber auch Möbel, Teppiche und Keramiken der kunstbeflissenen Familie Brown. Stegmann: «Hier hat die Familie Brown gelebt und gearbeitet. Und hier hat sie den Gästen gezeigt, was sie gesammelt hat.»

Markus Stegmann ist aber auch sehr besorgt, ob das Museum Langmatt auch noch den nächsten runden Geburtstag feiern kann. Das Gebäude sei nämlich in einem schlechten Zustand. «Wir hatten überflutete Kellerräume und es drohten schon Schornsteine einzustürzen, das ist schon recht dramatisch.»

Das Problem: Das Gebäude des Museums Langmatt ist 100 Jahre alt. Es befindet sich praktisch noch im Originalzustand. Es wurde als Wohnhaus gebaut, wird aber seit 30 Jahren als Museum genutzt mit einem regen Publikumsverkehr. Eine richtige Sanierung gab es noch nie, dafür immer wieder bauliche Notmassnahmen.

Patrick Nöthiger kennte den Zustand des Gebäudes sehr gut. Er leitet die Abteilung Kultur der Stadt Baden, und er ist zuständig für das Projekt «Strategiebericht Zukunft Langmatt». Nöthiger nimmt kein Blatt vor den Mund: «Das Haus, wenn man es etwas übertrieben ausdrückt, fällt zusammen. Wir müssen permament flicken, dauernd investieren, damit die Substanz erhalten bleibt.»

Fassade des Museums Langmatt mit Schäden.
Legende: Die Farbe blättert ab, die Fassade bröckelt: Wenn man ein bisschen genauer hinschaut, fällt schnell auf, dass die Villa Langmatt in einem sehr schlechten Zustand ist. SRF

Rein technisch gesehen wäre eine Sanierung durchaus möglich. Sie wäre aber teuer, denn Standardlösungen im Bereich Sicherheit, Brandschutz, Lüftung oder auch Behindertengerechtigkeit taugen in der Villa Langmatt nicht. Das Gebäude ist eigentlich ein Wohnhaus, wird aber als Museum genutzt und steht auch unter Denkmalschutz.

Wie macht man das Haus zugänglich für Behinderte im Rollstuhl? Das ist eine von sehr vielen kniffligen Fragen. Auch eine Sprinkleranlage lässt sich nicht so einfach einbauen. Diese würde im Brandfall alles unter Wasser setzen und die Kunstschätze zerstören. Deshalb braucht es überall Speziallösungen.

Die Stiftung zehrt von der Substanz

Hinter den bautechnischen Herausforderungen steht aber noch ein ganz anderes Problem. Das Geld für den Betrieb fehlt. Die Stiftung Langmatt lebt von der Substanz. Patrick Nöthiger: «Der Betrieb macht pro Jahr ein Defizit von 200'000 bis 400'000 Franken Defizit. Die Stiftung kann den Betrieb im Moment noch finanzieren, aber nicht mehr lange, dann ist sie nämlich bankrott.»

Galerie des Museums Langmatt mit einem Sekretär.
Legende: Die Familie Brown wohnte und arbeitete inmitten ihrer Kunstsammlung. Das zeigt die Jubiläumsausstellung «Herzkammer». SRF

Die Stadt Baden, die Stiftung und der Kanton stehen also vor einer kniffligen Aufgabe. Sie müssen eine neue Strategie entwickeln für das Museum Langmatt und gleichzeitig auf die technische und finanzielle Machbarkeit aufzeigen. Im Zentrum steht die Frage, welches Museum man will. Beschränkt es sich einzig und allein darauf, den Bestand zu zeigen, wird es sehr bald fast keine Besucher mehr haben, denn wenn die Sammlung einmal gesehen hat, kommt man lange Zeit nicht mehr.

Langmatt – früher und heute

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  • Sidney Brown, Bruder des BBC-Mitgründes Charles Brown, erstellte die Villa Langmatt von 1899–1901 in Baden an der Römerstrasse. In den Jahren 1908 bis 1919 baute er mit seiner Frau Jenny (geb. Sulzer) eine Impressionisten-Sammlung auf. Die Villa Langmatt ging später in den Besitz von John Brown über, des Sohnes von Sidney und Jenny Brown.
  • John Brown starb 1987 und vermachte die Villa, die Sammlung, den Park und sein Privatvermögen der Stadt Baden mit der Auflage, alles in eine Stiftung zu überführen. Seit 1988 existiert die «Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown», die 1990 das Museum Langmatt eröffnete. Dieses versteht sich einerseits als Kunstmuseum, andererseits aber auch als Wohnmuseum, das zeigt, wie eine reiche Industriellenfamilie im 20. Jahrhunder gewohnt hat.
  • Das Vermögen der Stiftung betrug ursprünglich 7 Millionen Franken. Die Erträge reichen nicht aus, um den Betrieb und Unterhalt des Museums Langmatt zu finanzieren. Die Stiftung verbtraucht nach und nach ihr Eigenkapital.

Wenn es aber darum geht, neben dem Bestand auch Wechselausstellungen zu zeigen, Bezüge zur zeitgenössischen Kunst herzustellen und das Erbe der Impressionisten weiterzuentwickeln, dann muss sich die Langmatt auch baulich verändern. Zuerst braucht es also eine Strategie. Und aus dieser leitet sich dann das bauliche Sanierungskonzept ab.

Der Ball liegt bei der Politik

Die Diskussionen laufen seit geraumer Zeit. Der Einwohnerrat hat dem Stadtrat Anfang 2017 den Auftrag erteilt, einen Strategiebericht zu erstellen. Dieser hätte eigentlich im Herbst 2019 in den Einwohnerrat kommen sollen. Doch der Termin konnte nicht gehalten werden. Nun ist die Rede davon, dass der Einwohnerrat von Baden im Juni die Weichen für die Zukunft der Villa Langmatt stellen soll.

Der Kanton ist in die Diskussionen involviert, weil die Langmatt eine Institution von «mindestens kantonaler Bedeutung» ist. Als sogenannter «Leuchtturm» erhält die Langmatt jedes Jahr Betriebsbeiträge von der Aargauer Regierung.

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