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Museum Schloss Burgdorf Wann ist etwas reif fürs Museum?

Für den Museumstag hat sich das Museum Schloss Burgdorf eine spezielle Aktion einfallen lassen. Das Museum sucht die unterschiedlichsten Gegenstände, von denen die Leute glauben, dass diese unbedingt ins Museum gehören.

Es geht eben gerade nicht um Antiquitäten oder alte Zeitzeugen, sondern viel mehr um Dinge von heute, die zum Kulturerbe von morgen werden könnten. Einzige Bedingung: Die kleineren und grösseren Alltagsgegenstände der Gegenwart sollten einen Bezug zu Burgdorf haben. Einige der Objekte will das Museum auf Schloss Burgdorf ab 2020 zeigen.

Daniel Furter

Leiter Museum Schloss Burgdorf

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Der Historiker hat an den Universitäten Bern und Genf studiert und verfügt über ein Nachdiplomstudium in Kommunikation und NPO-Management. Er hat bereits mehrere Kulturprojekte entwickelt. Seit 2016 ist Furter Leiter des Museums Schloss Burgdorf.

SRF News: Normalerweise geht man ins Museum um Dinge anzuschauen, die man zuhause nicht hat. Weshalb sind Alltagsgegenstände interessant?

Daniel Furter: Ein Museum muss bereits heute Dinge sammeln, von denen aber noch niemand sagen kann, ob sie in 100 Jahren auch eine entsprechende Geschichte erzählen können.

Der Wert dieser Dinge ist unendlich.

Ein schönes Beispiel dafür ist die erste mechanische Stempeluhr, die in einer ehemaligen Textilfabrik in Burgdorf eingesetzt wurde. Sie erzählt heute sehr viel über den Wandel der damaligen Arbeitswelt. Als die Stempeluhr noch im Einsatz stand, hätte niemand der Uhr einen historischen Wert zugesprochen.

Welchen materiellen Wert haben diese Dinge im Depot?

Rein materiell sind die Objekte natürlich oft nicht mehr wert als fünfzig Franken – sie bestehen ja oft nur aus einem Stück Holz. Das ist bei vielen Objekten im Depot gleich. Dennoch: Der Wert ist unendlich, denn sie sind nicht ersetzbar. Kein Objekt hat die gleiche Geschichte erlebt, wie ein anderes.

Trotzdem sind Sie jetzt damit beschäftigt, das Museumsdepot auszusortieren und einzelne Gegenstände wegzugeben.

Waffen wurden in früheren Jahren in grossen Mengen gesammelt. Das rührt daher, dass früher meistens Männer im gestandenen Alter, meist gut betuchte, diese Sammlungen anlegten. Entsprechend wichtig waren für diese denn auch die Waffen.

Kein Objekt hat die gleiche Geschichte erlebt, wie ein anderes.

Viele Waffen sind doppelt oder sogar mehrfach vorhanden. Deshalb geben wir diese an Museen weiter, die sich auf Waffen spezialisiert haben. Oder versteigern sie, damit das Museum mit dem Erlös wieder neue Objekte anschaffen kann, die dann eben auch einen wichtigen Bezug zu Burgdorf haben.

Das Interview führte Martina Koch.

Weitere Informationen zum Museumstag in Burgdorf

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