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NAB wird zur CS Urs Hofmann über NAB: «Eine schlechte Nachricht für den Aargau»

Der Aargauer Regierungsrat ist enttäuscht darüber, dass die Credit Suisse (CS) ihre Tochter Neue Aargauer Bank (NAB) auflösen will. Die Traditionsbank und zweitgrösste Bank im Aargau verschwindet damit aus dem Kanton. Für Kunden, KMU und die Regierung ein Schock. Laut Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann verliert der Kanton mit einer seiner traditionellen Regionalbanken eine wichtige Arbeit- und Auftraggeberin. Die Regierung sei überrascht, sagt er.

Urs Hofmann

Aargauer Volkswirtschaftsdirektor

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Hofmann ist Rechtsanwalt und Notar und seit 2009 Mitglied des Aargauer Regierungsrates für die SP. Er leitet das Departement Volkswirtschaft und Inneres und ist seit 2018 auch Präsident der KKJPD.

SRF NEWS: Urs Hofmann, die Marke NAB verschwindet aus dem Aargau, wurden Sie bereits im Vorfeld darüber informiert?

Urs Hofmann: Wie es bei solchen Ereignissen üblich ist, wurden Landammann Markus Dieth und ich gestern Abend darüber informiert. Es war für uns beide ein Schock, wir haben nicht damit gerechnet.

Es war ein Schock, wir haben nicht damit gerechnet.

Ich glaube es ist ein sehr schlechter Entscheid und eine schlechte Nachricht für den Kanton Aargau.

Die Neue Aargauer Bank hat eine lange Tradition im Aargau, wie gross ist der Verlust für unseren Kanton?

Es ist wirklich eine uralte Bank. Ein Vorgänger, die Allgemeine Aargauische Ersparniskasse, wurde 1812 gegründet. 1989 kam es dann zum Zusammenschluss mit der Allgemeinen Hypothekar- und Handelsbank Brugg, die Wertbank Baden kam dazu - alles Traditionsbanken aus der Region.

Es geht ein Stück Aargau verloren.

Mitte 90er Jahre übernahm dann die CS. Mit dem heutigen Entscheid geht ein Stück Aargau verloren.

Nicht nur viele Privatleute, auch Firmen, KMU haben Konten bei der NAB. Denken Sie, dass es für diese Kunden schwierig wird?

Unsere Erwartung gegenüber der CS ist, dass sie ihre Verantwortung gegenüber den KMU und den Privatkunden im Aargau wahrnimmt, dass sie sich nicht zurückzieht und den Aargau nicht nur noch als Aussenbereich oder Hinterland betrachtet. Es ist zu hoffen, dass die besondere Verantwortung, die die NAB in der Vergangenheit wahrgenommen hat, auch in Zukunft wahrgenommen wird. Aber klar, unsere Ansprechpersonen sitzen nun in Zürich.

Sie machen sich sicher auch Sorgen um die Arbeitsplätze, die nun wegfallen?

Das steht im Mittelpunkt. Es geht um hunderte von Arbeitsplätzen, die hier in Gefahr sind. Wir erwarten, dass die Credit Suisse möglichst viele Leute weiterbeschäftigt. Wenn aber Leute ihre Stelle ganz verlieren, erwarten wir eine grosszügige Regelung, dass man Härtefälle vermeiden kann.

Wir erwarten, dass die Credit Suisse möglichst viele Leute weiterbeschäftigt.

Diese Nachricht ist für viele Angestellte der NAB sicher auch ein Schock, mit dem sie nicht gerechnet haben. Dass dieser Schritt gerade jetzt, während der Covid-Zeit kommt, macht die Sache doppelt schlimm.

Ohne NAB fehlen dem Kanton in Zukunft sicher auch Steuereinnahmen?

Mit dem müssen wir rechnen, dass Steuereinnahmen beim Kanton aber auch den Gemeinden verloren gehen. Dazu kommt, dass die NAB immer grosszügig war beim Sponsoring, zum Beispiel beim Kunsthaus, dem FC Aarau aber auch Kulturvereinen in den Dörfern, und hier ist natürlich auch klar unsere Erwartung, dass die CS ihre Verantwortung für die Region weiter wahrnimmt.

Das Gespräch führte Christiane Büchli.

Weitere Reaktionen zum Ende der NAB

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Schweizerischer Bankpersonalverband: Der Verband kritisiert die angekündigte Restrukturierung bei der Credit Suisse. Der Finanzsektor bleibe im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssektoren von der Covid-Krise weitgehend verschont. Der Entscheid der CS, trotz ansprechender Halbjahreszahlen eine Restrukturierung mit Stellenabbau durchzuführen, lasse deshalb an der Solidarität gegenüber den Arbeitnehmenden zweifeln, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Für die Mitarbeitenden der Neuen Aargauer Bank, die in die Grossbank integriert werden soll, sei der Entscheid ein sehr harter Schlag.

«Arbeit Aargau» : Die Gewerkschaft ist besorgt über die beschlossene Auflösung der NAB und den einhergehenden Stellenabbau, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Es sei ein Kahlschlag, bei dem die Mitarbeitenden im Ungewissen gelassen würden. Viele von ihnen hätten die Nachricht über die Zusammenführung der NAB und der CS erst heute früh aus den Medien erfahren. Die Gewerkschaft fordert, dass nun schnell sozialverträgliche Lösungen erarbeitet werden, um die schlimmsten Folgen des Stellenabbaus abzufedern.

Hanspeter Hilfiker (Aarauer Stadtpräsident): «Wir gehen davon aus, dass die CS Aarau weiterhin als wichtigen Standort im Kanton behalten wird. Ohne NAB wird es für uns sicher einen Steuerausfall geben, wie hoch dieser ist, kann ich noch nicht sagen. Ich gehe aber davon aus, dass es sich um einen substanziellen Betrag handelt, weil die NAB heute eine unserer grössten Steuerzahler ist.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 12.03 Uhr ; 

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