Razzia in der Winterthurer An'Nur Moschee. So lauteten die Schlagzeilen vor einem Jahr. Der Grund: Ein Prediger soll zu Gewalt an «schlechten Muslimen» aufgerufen haben. Am Donnerstag stand er vor Gericht.
Diese Razzia, kombiniert mit dem Vorwurf, die Moschee sei ein Brennpunkt für Islamisten, führte zur Auflösung des Vereins An'Nur. Die Türen der Moschee schlossen für immer.
Ist damit das Problem mit radikalen Muslimen in Winterthur gelöst? Nein, sagt Markus Klinker. Er ist beim VIOZ, der Vereinigung der islamischen Organisationen in Zürich, für die Sicherheit zuständig: «Wir müssen davon ausgehen, dass nicht alles verschwunden ist».
Die Probleme sind nicht einfach weg, nur weil die Moschee geschlossen hat.
Ähnlich klingt es bei Kennern der Winterthurer Islamisten-Szene, die sich aber nicht öffentlich äussern wollen. Es gebe Hinweise, dass sich bereits wieder ein neuer Ballungsort für Islamisten im Umfeld einer Moschee bilde, sagen sie.
Ich glaube nicht, dass sich radikale Gruppierungen in anderen Moscheen einnisten.
Anders sieht das Urs Allemann, Leiter der Winterthurer Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention. «Ich gehe nicht davon aus, dass ein Risiko besteht, dass sich radikale Gruppierungen von aussen in anderen Moscheevereinen einnisten.»
Er sei mit allen islamischen Kulturvereinen in Winterthur in intensivem Kontakt, so Urs Allemann, und habe eine Vertrauensbasis geschaffen, bei der man offen über Themen wie Islamismus sprechen könne. Bei seiner Arbeit in der Extremismus-Prävention spielten Moscheen aber eine untergeordnete Rolle. «Junge Erwachsene radikalisieren sich nicht in Moschee-Gemeinden, sondern im Kontakt mit Bezugspersonen und Online», sagt Urs Allemann.
Unter Beobachtung der Polizei
Sicher ist: Mit der Schliessung der An'Nur Moschee sind nicht alle radikalen Muslime aus Winterthur verschwunden. Manche von ihnen werden intensiv von der Polizei beobachtet, erhalten zum Beispiel regelmässig Besuch von den Mitarbeitern der Abteilung Gewaltschutz. Wie viele Vertreter der Winterthurer Islamistenszene derzeit im Visier der Polizei sind, wollte die Zürcher Kantonspolizei auf Anfrage nicht sagen.