3. Drei. Ja, wirklich nur gerade drei Bauern stellten beim Kanton Aargau bisher ein Gesuch für ein Darlehen. Der Kanton Aargau hatte diese Darlehen wegen den Frostnächten im letzten Frühling in Aussicht gestellt. Insgesamt ist die Obsternte der Aargauer Bauern zu drei Vierteln ausgefallen. Der Schaden beläuft sich laut Kanton auf rund 30 Millionen Franken.
Manche Bauern mussten wegen den kalten Nächten im April gar einen Totalausfall ihrer Ernte hinnehmen. Da wirkt es doch auf den ersten Blick etwas verwunderlich, dass bis jetzt beim kantonalen Amt für Landwirtschaft erst drei Gesuche für Darlehen eingegangen sind. Die drei Darlehen betragen zusammen weniger als eine Million Franken.
«Die Liquiditätsprobleme kommen noch»
«Viele Betroffene sind Weinbauern», erklärt Matthias Müller, Leiter von Landwirtschaft Aargau. Die Weinbauern können jetzt noch den Wein aus den vorherigen Jahren verkaufen. «Die Liquiditätsprobleme kommen erst in diesem oder im nächsten Jahr auf sie zu, wenn ihnen der Wein aus dem Jahr 2017 fehlt.» Deshalb rechnet Müller damit, dass bei Landwirtschaft Aargau demnächst bis zu zehn weitere Gesuche für Darlehen gestellt werden.
Es gibt aber noch einen weiteren triftigen Grund dafür, dass das Interesse an den Kantonsdarlehen bei den Bauern gering ist. 45 Bauern-Betriebe aus dem Aargau haben ein Gesuch bei Fondssuisse eingereicht.
Im Gegensatz zum Kanton, bei dem man das Geld nach sechs bis acht Jahren zurückzahlen muss, vergibt Fondssuisse (siehe Textbox) das Geld einfach - ohne Rückzahlung.
Ich hoffe, dass der Fondssuisse insgesamt etwa 10 Millionen für die Schäden im Kanton Aargau sprechen wird.
Einen Entscheid über die 45 Gesuche aus dem Aargau fällt der Fondssuisse noch in diesem Monat. «Ich hoffe, dass der Fondssuisse insgesamt etwa 10 Millionen für die Schäden im Kanton Aargau sprechen wird», sagt Matthias Müller. Für den grössten Teil der Schäden müssen die Bauern aber selbst aufkommen.
Die Frostnächte im vergangen April haben fast alle Obstkulturen hart getroffen. Kirschen, Zwetschgen, Äpfel und Birnen aus dem Aargau sind Mangelware. Keinen Einfluss hatten die kalten Nächte hingegen aufs Gemüse.
Schutz ist möglich
An gewissen Orten, zum Beispiel rund um den Hallwilersee, haben aber auch Obstkulturen ihre volle Ernte abgeworfen. Der See sei wie ein Wärmespeicher, erklärt Othmar Eicher, Obstspezialist vom landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. In kalten Nächten führte der See zu etwas weniger Kälte.
Ebenfalls besser haben diejenigen Obstkulturen die kalten Nächte überstanden, die windgeschützt waren. Allerdings: vereinzelt konnten sich auch Bauern ohne Windschutz und ohne See-Nähe über eine volle Ernte freuen, sagt Othmar Eicher. «Zum Beispiel im Fricktal haben einige Bauern in den kalten Nächten sogenannte Frostkerzen gezündet und ihre Kulturen mit Folie abgedeckt.» Das sei zwar ein grosser Aufwand gewesen, aber es habe sich gelohnt, sagt Eicher.
Obstspezialist Eicher besucht diese Woche die Nordwestschweizer Obstbautagung in Eiken. Dort werde man das Thema Frost noch einmal aufarbeiten und auch intensiv über die Prävention sprechen, so Eicher.