Seit Anfang Mai ist der St. Galler Kantonsratssaal gesperrt. Nachdem im Saal Lampen ausgewechselt wurden, wurde an der Decke des Saals ein Riss entdeckt. «Man war sich nicht sicher, ob der Riss neu entstanden ist», sagt Paul Kuhn, Abteilungsleiter Facility Management beim St. Galler Hochbauamt. Sicherheitshalber wurden sämtliche Sitzungen im Saal abgesagt und verschiedene Abklärungen eingeleitet.
Unter anderem wurde die Statik der Decke überprüft. Diesbezüglich kann der Holzbauingenieur Jörg Ackermann Entwarnung geben: «Allein die Tatsache, dass der Dachstuhl 250 Jahre alt und weder morsch noch faul ist, garantiert, dass die Decke hält.» Tatsächlich könne sich das Gebäudedach beispielsweise unter der Last von Schnee verformen. Er gehe aber nicht davon aus, dass der Riss auf diese Weise entstanden ist, sagt Ackermann.
Blick in das Innenleben der Decke
Um herauszufinden, wie der Riss an der Decke des Kantonsratssaals entstanden ist und wie er ausgebessert werden kann, klären Fachleute nun, aus welchen Materialien die Decke besteht. Da keine Baupläne mehr existieren, wurde auf der Oberseite der Decke – im Estrich – ein faustgrosses Loch gebohrt.
Die Decke sei in einem Schichtprinzip aus Holz und Verputzmaterial aufgebaut, sagt Restaurateur Claudio Fontana: «Man hat das wie bei der Bekleidung gemacht – eine Schicht auf die andere.» Der Blick in das Innenleben der Decke sei für die Reparatur wichtig. «Das, was man von unten sieht, ist quasi die Sicht auf die Haut. Wir wollen uns aber auch den Knochenaufbau ansehen, um herauszufinden, wo das Problem liegt», sagt Fontana.
Wie lange der St. Galler Kantonsratssaal noch gesperrt bleibt, ist derzeit noch nicht klar. Die Fachleute rechnen damit, dass erste Ergebnisse der Untersuchungen bis Mitte Juni vorliegen. Dann kann entschieden werden, ob und wie der Riss an der Decke ausgebessert wird.