Im Hintergrund eine Häuserzeile der Luzerner Altstadt, davor ein Mann, der am Boden liegt – und ein Polizist, den ihn festhält, unterstützt von einer Polizistin, die ihr Knie auf die Schulter des Mannes drückt und die Handschellen zückt. Mit diesem Bild macht die Luzerner Polizei Werbung für die Polizeiausbildung. Es stammt aus dem Video der aktuellen Rekrutierungskampagne und erschien als Inserat am Samstag in der Luzerner Zeitung.
Auf Social Media hagelte es Kritik
Das Bild weckt ungute Erinnerungen an den Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis vor zwei Wochen: Der 46-Jährige verstarb, nachdem ein weisser Polizist rund acht Minuten lang sein Knie auf seinen Hals gedrückt hatte. Floyds Tod entfachte in den USA landesweite Proteste gegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung. Auch in anderen Ländern – unter anderem in der Schweiz - gehen seither Tausende auf die Strasse.
Über das Wochenende ergoss sich auf den sozialen Medien und dem Nachrichtenportal nau.ch Kritik und Spott über die Luzerner Polizei wegen ihrer Bildauswahl. Am Montag hat sie nun reagiert: Auf Twitter und per Medienmitteilung distanzierte sie sich von Gewalt und Rassismus und drückte ihre Anteilnahme am gewaltsamen Tod von George Floyd aus.
Polizei entfernt Bild und bedauert «verletzte Gefühle»
Das besagte Bild hat sie aus ihren Online-Kanälen entfernt. «Im Zusammenhang mit dem tragischen Todesfall eines schwarzen US-Amerikaners bei einer Polizeikontrolle hat unsere Kampagne offenbar bei vielen Personen Gefühle verletzt», schreibt die Luzerner Polizei dazu. Und: «Falls wir mit unserer Rekrutierungskampagne Gefühle von Menschen verletzt haben, bedauern wir dies.»
Gemäss Polizeisprecher Urs Wigger wurde die Rekrutierungskampagne bereits im Dezember lanciert. Sie sei dann Anfang Jahr ausgesetzt und Mitte Mai für eine zweite Werbewelle wieder aktiviert worden – nur wenige Tage vor den Ereignissen in Minneapolis.
«Wir konnten das nicht voraussehen»
Das Ganze sei «unglücklich» gelaufen, sagt Wigger. «Im Nachhinein kann man sagen: Als der Fall aus den USA bekannt wurde, hätten wir sensibler sein und das Bild aus der Kampagne entfernen müssen», sagt er. «Andererseits konnten wir nicht voraussehen, dass dieser Fall auch bei uns derart hohe Wellen schlagen würde.»
Ziel der Kampagne sei es gewesen, Szenen aus dem Polizeialltag zu zeigen – und da gehörten Festnahmen nun einmal dazu. «Jedes Jahr führen wir um die 2500 Festnahmen durch, und wenn sich die Betroffenen wehren, kommt es auch zu Fixierungen», sagt Wigger.
Luzerner nehmen anders fest als ihre US-Kollegen
Anders als in den USA werde das Knie aber nie auf den Hals eines Festgenommenen gedrückt, sondern auf das Schulterblatt. Im Rahmen ihrer zweijährigen Ausbildung und den regelmässig stattfindenden Weiterbildungen werde den Polizistinnen und Polizisten eine korrekte Festnahmetechnik beigebracht.