Das Aargauer Städtchen Aarburg besitzt ein in Europa einmaliges Naturphänomen. Ein Teil der Aare fliesst hier ein Stück rückwärts. Aarewaage nennen die Aarburger das Schauspiel.
Es sind die Strömungsverhältnisse, welche die Aarewaage auslösen. Spannend ist aber nicht nur das Phänomen selber, sondern auch seine Geschichte. Mehrere Jahrhunderte lang war die Aarewaage nämlich die Lebensader des Städtchens.
Ab dem 12. Jahrhundert entwickelte sich Aarburg zu einem sehr wichtigen Handelsplatz – dank der Aarewaage und dem natürlichen Hafen. «Alle möglichen Lebensmittel wurden hier gehandelt», weiss Stadtführer Michel Spiess. «Die Leute hatten hier ein gutes Leben, Aarburg ging es wirtschaftlich besser als anderen Gemeinden.»
Mit den goldenen Jahren war es dann aber Mitte des 19. Jahrhunderts vorbei. Das Floss erhielt einen unschlagbaren Konkurrenten: die Eisenbahn. Innert zwei Jahren löste sie die Flosse als Transportmittel ab. Entsprechend verlor die Aarewaage ihre Bedeutung als Lebensader.
Im 20. Jahrhundert stand sie gar zweimal vor dem Ende. In den 50er Jahren gab es Pläne für ein Kraftwerk, in den 70er Jahren für ein Parkdeck über der Waage. Beide Pläne scheiterten aber aufgrund des Widerstands aus der Bevölkerung.