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Naturhistorisches Museum Bern Wenn den Museums-Vögeln plötzlich Federn fehlen

Er wurde unbeaufsichtigt ins Archiv gelassen: Ein Sammler hat mehreren Museen Federn von Vögeln gestohlen.

Ein Mann sammelte Greifvogelfedern und bediente sich illegal in Naturhistorischen Museen in Basel, in Neuenburg, in Berlin, in Wien – und auch in Bern. Unter dem Vorwand, er wolle ein Buch über Vogelfedern schreiben, stieg er ins Archiv und entwendete Federn von ausgestopften Vögeln. Die Museen beziffern den Sachschaden auf gegen sechs Millionen Franken.

Der Mann flog 2012 auf und wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt – zwei davon auf Bewährung. Auch im Naturhistorischen Museum in Bern gewährte man ihm Zugang. Rund 20 Objekte sind beschädigt worden.

Manuel Schweizer

Kurator

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Manuel Schweizer ist Kurator und Vogelexperte beim Naturhistorischen Museum Bern.

SRF News: Was für Objekte sind in Bern betroffen?

Manuel Schweizer: Teilweise sind es Schwanzfedern, teilweise ganze Schwänze von Vögeln, teilweise Flügelfedern – es handelt sich dabei aber immer um Greifvögel: Adler oder Falken, die im Besitz unserer wissenschaftlichen Sammlung sind und weltweit gesammelt wurden.

Das sind nicht Objekte, die den Besucherinnen und Besuchern ausgestellt worden sind?

Nein. Neben unseren Ausstellungen haben wir eine grosse wissenschaftliche Sammlung, wo die Objekte aufbewahrt werden und diese bekommen die Besucher normalerweise nicht zu Gesicht. Aber man darf sie sich anschauen, wenn man wissenschaftlich arbeitet. Sie werden für verschiedenste Studien benutzt, für DNA-Analysen beispielsweise

Über 10'000 Federn hat der Sammler im deutschsprachigen Raum zusammengetragen. Diese werden im Moment sortiert. Wie genau schaffen es die Federn von den 20 Berner Objekten wieder nach Bern zurück?

Das weiss ich auch noch nicht genau, wie das funktionieren soll. Es gibt Federn, die relativ einfach zugeordnet werden können – wenn zum Beispiel von einer Art nur einmal Federn entwendet worden sind.

Ich kann mir vorstellen, dass es in vielen Fällen schwierig wird.

Bei anderen Objekte ist das wiederum schwieriger. Je nachdem kann man am Zustand der Federn erkennen, welchem Objekt sie zuzuordnen sind. Aber ich kann mir vorstellen, dass es in vielen Fällen schwierig wird.

Was passiert, falls die Federn wieder zurück ins Naturhistorische Museum nach Bern kommen?

Wir haben zwei Möglichkeiten: Wir können versuchen, die Federn wieder an den Objekten zu befestigen, aber das ist nicht unser Ziel, denn es handelt sich ja nicht um Ausstellungsobjekte, sondern um die wissenschaftliche Sammlung.

In den wenigsten Fällen werden wir die Federn wieder am Objekt ankleben.

Die andere Variante ist, dass wir die Objekte und die zugehörigen Federn einfach zusammen aufbewahren. In den wenigsten Fällen werden wir die Federn wieder am Objekt ankleben.

Es dauerte sieben Jahre, bis die Sache aufgeflogen ist. Wie konnte das passieren?

Grundsätzlich ist es so, dass die grossen Museen in Deutschland hunderttausende Schubladen haben in den wissenschaftlichen Sammlungen. Da kann man nicht nach jedem Besuch eines Wissenschaftlers alle Objekte kontrollieren. Wenn nur einzelne Federn weggenommen werden, ist es auf den ersten Blick auch gar nicht sichtbar. Deshalb brauchte es den Zufall, um dem Täter auf die Spur zu kommen.

Das Gespräch führte Reto Wiedmer.

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