Ob schlau, hinterlistig, tollpatschig oder gutmütig: In Märchen verkörpern Tiere menschliche Eigenschaften und prägen damit das Tierbild. «Wie stark solche Überlieferungen das Bild von Tieren beeinflusse, zeigt sich am Beispiel des Wolfes», sagt Hannes Geisser, Direktor des Naturmuseums Thurgau. Kaum eine Tierart geniesse einen schlechteren Ruf. In Grimms Geschichten vertilgen Wölfe Grossmütter und kleine Mädchen. Deshalb werde das Wildtier in der Gegenwart oftmals als lebensbedrohend wahrgenommen, obwohl wissenschaftliche Forschungen längst das Gegenteil bewiesen hätten, erklärt Geisser weiter.
Mit der Ausstellung «Grimms Tierleben» will das Naturmuseum Vorurteile abbauen - und der Phantasiewelt die biologische Realität gegenüberstellen. «Wir fordern die Besucher auf, ihre Wunsch- und Feindbilder gegenüber den Tieren zu hinterfragen». Aufgezeigt wird dies anhand von zehn Tieren, die in Grimm-Märchen vorkommen - wie eben der Wolf oder der Bär, der Igel oder der Hase. Eines der Ziele der Ausstellungsmacher: Die Diskussion rund um die Rückkehr von Raubtieren versachlichen.