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Neu in der Boxing Hall of Fame Aargauer Frank Erne als erster Schweizer in der Box-Ruhmeshalle

Erwin Erne wuchs in Döttingen auf, wanderte in die USA aus und wurde dort 1899 unter neuem Namen Weltmeister im Boxen.

  • Frank Erne (1875 bis 1954) ist der einzige unangefochtene Schweizer Profibox-Weltmeister.
  • Nun wird Erne posthum in die Internationale Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen. Diese befindet sich in der Stadt Canastota im US-Bundesstaat New York.
  • Vom 11. bis 14. Juni findet dort eine grosse Aufnahmezeremonie statt. Erne figuriert in der Kategorie «Old-Timer».
  • Erne sei in Vergessenheit geraten, aber eigentlich sei der Döttinger der beste Schweizer Boxer aller Zeiten, findet Daniel Hartmann, der die Geschichte von Erne aufgarbeitet hat.

Frank Erne, nur mit Shorts bekleidet, in Boxerpose, aber ohne Handschuhe.
Legende: Frank Erne boxte um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts. Es war das goldene Zeitalter des Boxens. Die Faustkämpfer wurden als Helden bewundert und verdienten sehr viel Geld. Frank Erne boxte in den USA und in Frankreich. 1954 starb er in Manhatten an den Folgen eines Herzinfarkts. Wikipedia/Agence Rol/Bibliothèque nationale de France

Frank Erne wird als erster Schweizer Faustkämpfer überhaupt in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen. Erne ist ein Neuzugang in der Kategorie «Old-Timer». Die Zeremonie mit den neuen Mitgliedern findet Mitte Juni statt. Die Boxing Hall of Fame befindet sich im Bundesstaat New York in den USA.

Der in Döttingen im Kanton Aargau als Erwin Erne geborene Boxer lebte von 1875 bis 1954. Als er 7 Jahre alt war, wanderten seine Eltern mit ihm nach Buffalo im US-Bundesstaat New York aus. Mit 15 erhielt er dort seine ersten Boxstunden und wurde fortan immer erfolgreicher.

Eine Eintrittskarte für den Kampf von Frank Erne gegen Mc Fadden.
Legende: 1899 kämpfte Frank Erne gegen George Mc Fadden. Er ging nach 23 Runden duch K. O. als Sieger hervor. Dieser Sieg ebnete den Weg zum Gewinn des Weltmeistertitels im Leichtgewicht. Den Titel hielt Erne von 1899 bis 1902. Von 1896 bis 1897 war er schon als Weltmeister im Federgewicht geführt worden. swissboxing.ch

Als Profi kämpfte er sich ab 1894 bis zum Weltmeistertitel im Feder- und Leichtgewicht hoch. Erne besiegte zahlreiche Top-Boxer jener Zeit, unter ihnen den legendären Joe Gans oder den kaum minder prominenten George «Kid» Lavigne.

Erfolg im Goldenen Zeitalter des Boxens

Als 21-Jähriger wurde Erne 1896 erstmals Weltmeister. «Damals haben hundertausende geboxt. Man musste schon spitze sein, um Weltmeister zu werden. Es war ein Breitensport», sagt der Schweizer Box-Promoter und Erne-Kenner Daniel Hartmann im Interview mit SRF.

Boxen war damals ein Breitensport. Man musste spitze sein, um Weltmeister zu werden.
Autor: Daniel Hartmann Erne-Kenner und Box-Promoter

Erne betrieb den Boxsport im goldenen Zeitalter des Boxens und wurde zum Held. «Er schlug in seiner Gewichtsklasse die besten Boxer und die Zeitungen schreiben viel über ihn, er wurde als der Boxer schlechthin dargestellt», so Hartmann weiter.

Das Geheimnis seines Erfolges war die Taktik. Erne gehörte nicht zu den wilden Raufbolden im Boxen, sondern zu den intelligenten Taktikern. Mit seiner Cleverness habe er seine Gegner dominiert, schildert Hartmann die Qualitäten des Exil-Schweizers. Er habe sich jeweils schon vor dem Kampf eine Strategie zurechtgelegt: «Man nannte ihn auch Ringgeneral, weil er den Kampf diktiert hat», sagt Hartmann. Das sei natürlich ein entscheidender Vorteil gewesen.

Neben Ruhm und Ehre brachte die Berühmtheit dem jungen Mann auch viel Geld ein. Aufgrund seines Stiles und seinem Auftreten wurde Frank Erne zum Helden und hatte viele Fans. Allerdings machte ihn der Erfolg auch etwas übermütig.

Zwei grössere Niederlagen als Karriereknick

Die Erfolgsgeschichte von Frank Erne wurde zweimal getrübt. Das erste Mal als Frank Erne aus Übermut beschloss, in einer tieferen Gewichtsklasse zu boxen. Er sei dermassen überzeugt von sich gewesen, dass er auch hier an einen Erfolg glaubte, erzählt Erne-Kenner Daniel Hartmann.

Allerdings ging dieser Ausflug in die tiefere Gewichtsklasse gründlich daneben. Nicht nur, dass er hier eine fürchterliche Tracht Prügel bezog, er konnte sich auch in seiner eigentlichen Gewichtsklasse nicht mehr richtig zurückkämpfen. In einem seiner letzten Kämpfe ging er nach nicht mal 2 Minuten überraschend K.O. Beobachter, Fans und er selber waren perplex. Ernes Übermut schadete seiner Karriere also nachhaltig. In der Folge wendeten sich Fans und Freunde von ihm ab.

Nachdem seine Karriere als aktiver Boxer schon kurz nach dem Höhepunkt wieder dem Ende zuging, versuchte Erne in anderen Bereichen des Boxsportes Fuss zu fassen. Er hatte dann auch als Veranstalter von Boxwettkämpfen und als Trainer in den USA und auch in Europa, vor allem in Frankreich Erfolg.

Frank Erne vs. Mc Govern
Legende: 16. Juli 1900: Frank Erne tritt gegen Terry Mc Govern an, den amtierenden Weltmeister im Federgewicht. Erne wechselte damit vom Leichtgewicht in eine tiefere Gewichtsklasse. Das wurde ihm zum Verhängnis. Er verlor den Kampf nach nur drei Runden. swissboxing.ch

Der zweite grosse Knick im Leben von Frank Erne war der Börsencrash im Jahr 1929. Erne verlor sein ganzes Vermögen und musste fortan als Kohleverkäufer arbeiten. Das machte er bis kurz vor seinem Tod 1954.

Danch geriet Erne relativ schnell in Vergessenheit, obwohl er noch zu Lebzeiten 1951 als ältester noch lebender Boxweltmeister vom internationalen Boxverband für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Warum ging Erne vergessen?

Dass man Frank Erne heute kaum kenne, habe mehrere Gründe, vermutet Daniel Hartmann. Einerseits hätten die Leichtgewichtsboxer immer etwas im Schatten der Schwergewichtler gestanden, andererseits sei Erne sicherlich auch kein einfacher Mensch gewesen.

Er sei manchmal überheblich gewesen und habe sich unter den einflussreichen Autoren der Boxzeitschriften nicht nur Freunde gemacht. Umso schöner findet es Erne-Kenner Hartmann, dass der aus Döttingen ausgewanderte Bauernjunge Frank Erne nun besser spät als nie noch die Anerkennung erhält, die er verdiene. Und er hofft, dass man sich auch in der Schweiz künftig etwas mehr an den besten Boxer erinnert, den das Land je hervorgebracht hat.

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