Eltern der Drittklässler aus dem Neubad-Schulhaus staunten nicht schlecht, als sie nach vier Wochen Unterricht einen Brief von der Schulleitung erhielten mit der Information, dass nach den Herbstferien einmal wöchentlich Französischnachhilfe angeboten werde. Das Angebot sei kostenlos und freiwillig, die Anmeldung jedoch verbindlich.
Überforderung im Frühfranzösisch?
Nachhilfe nach nur 12 Lektionen Unterricht, das habe viele Eltern irritiert, weiss Karin Sartorius, FDP-Mitglied und selber Mutter eines Drittklässlers. «Ich finde es bedenklich, dass Kinder bereits nach so kurzer Zeit irgendwelche Defizite haben sollen», findet Sartorius. Sie vermutet, dass die Kinder mit dem Frühfranzösisch überfordert seien und deshalb Bedarf nach zusätzlicher Unterstützung da sei. Zur Überforderung würde ihrer Meinung nach auch das Französisch-Lehrmittel «Mille Feuilles» beitragen.
Dieses Lehrmittel nach den didaktischen Grundsätzen des neuen Lehrplans 21 haben einige Kantone, darunter die beiden Basel, im Rahmen der Schulharmonisierung eingeführt. Seither steht Mille Feuilles immer wieder Kritik gegenüber, die auch Karin Sartorius teilt.
Missverständliche Formulierung
Die Schulleitung selber gibt zwar keine Auskunft, dafür der Sprecher des Erziehungsdepartements. «Der Brief ist missverständlich formuliert, da gibt es nichts zu diskutieren», sagt Simon Thiriet. Das Ganze sei ein bedauerlicher Formulierungsfehler.
Denn beim Angebot handle es sich nicht um eine Französisch-Nachhilfe, wie im Brief geschrieben, sondern um eine Hausaufgaben-Hilfe. Diese bieten die meisten Schulen in Basel an und dienten der Chancengleichheit, sagt Thiriet. Ausserdem würde sich das Angebot nicht nur auf Französisch beschränken, sondern die Kinder könnten auch mit Fragen zu Deutsch- und Mathematik-Aufgaben kommen.
Wie es zu diesem Formulierungsfehler kommen konnte, kann auch Thiriert nicht genau erklären. Die Episode zeigt jedoch, dass das Frühfranzösisch unter genauer Beobachtung steht und dass das auch das Erziehungsdepartement weiss. Dieses hat die Schulleitung mittlerweile veranlasst einen zweiten Brief an die Eltern der Drittklässler zu schreiben. Darin ist nicht mehr die Rede von Nachhilfe, sondern Hausaufgaben-Hilfe in drei Fächern.