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Neubau der Kantonsapotheke Von der Armenapotheke zum Hightech-Unternehmen

In die Laborräume der Kantonsapotheke Zürich (KAZ) kommt man nicht einfach so. Schon gar nicht in Strassenkleidung. Zuerst müssen die Hände desinfiziert, die Schuhe abgedeckt und ein weisser Labormantel angezogen werden. Dann folgt der nächste Schritt: Der Gang durch eine Luftschleuse. Willkommen in der Reinhaltezone 1!

In einem Labor füllt ein Mitarbeiter im Laborkittel Arbeiten durch
Legende: Die Kantonsapotheke Zürich produziert selbst Arzneimittel, die auf dem freien Markt nicht oder nicht mehr erhältlich sind. Seltene Krebsmedikamente oder eine Crème für nur einen Patienten gehören auch dazu. SRF

Hier muss alles supersteril sein. Allein eine Stunde brauchen die Angestellten, bis sie umgezogen sind. Eingepackt in einen Schutzanzug arbeiten sie an Laborgeräten mit Gummihandschuhen und einer Atemmaske im Gesicht. Schmuck und Uhren sind aus hygienischen Gründen verboten. Die Reinheit, die ein Medikament braucht, sei eine der höchsten Anforderungen beim Produzieren, erklärt Heinz Obertüfer, der fachtechnische Leiter der KAZ.

Der Mensch ist eine Dreckschleuder. Deswegen darf er nur kontrolliert hier rein.
Autor: Heinz Obertüfer Fachtechnischer Leiter KAZ

Hier im Labor werden unter anderem Zytostatika für die Krebstherapie hergestellt. Über 70'000 individuelle Rezepturen hat die Kantonsapotheke letztes Jahr produziert, davon über 37'000 Krebstherapien.

Acht Lieferungen pro Tag

Unten im Erdgeschoss herrscht auf der Laderampe Hochbetrieb. Grüne Kisten, gefüllt mit Arzneimitteln für die Spitäler, werden auf Rollpaletten in Lastwagen verladen.

In den Regalen eines Industriegebäudes werden Hunderte von Medikamenten aufbewahrt.
Legende: Durchschnittlich sieben Tonnen Arzneimittel liefert die Kantonsapotheke Zürich täglich aus. Dies entspricht einem Liefervolumen von über 70 m³. SRF

Rund 4'000 Medikamente führt die KAZ an Lager. Acht Mal täglich werden sie ausgeliefert, vor allem an das Universitätsspital Zürich und das Kantonsspital Winterthur. Auch verschiedene regionale Spitäler erhalten von hier ihre Medikamente, allerdings nicht die Stadtzürcher Spitäler.

Von der Planung zum Vollbetrieb - in nur vier Jahren

Die Kantonsapotheke Zürich wurde 1809 als «kantonale Armenapotheke» gegründet. Bisher war die Kantonsapotheke auf vier Standorte in Zürich und Winterthur verteilt. Ihr Grundauftrag: sicherstellen, dass die Bevölkerung im Kanton Zürich mit Heilmitteln versorgt ist. Vor vier Jahren entschied der Zürcher Regierungsrat, das ganze Angebot in einem Neubau in Schlieren zu bündeln.

Organisatorisch wird die Kantonsapotheke noch als Teil der Zürcher Gesundheitsdirektion geführt, ab 2019 soll sie aber als eigenständige AG fungieren. Zunächst soll aber die KAZ in Schlieren in wenigen Wochen den Vollbetrieb aufnehmen. Der Zürcher Regierungsrat Thomas Heiniger (FDP) sagt dazu nur zwei Worte: «Eine Meisterleistung.»

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