Die Neue Aargauer Bank (NAB) schliesst in den kommenden Jahren neun ihrer Bankschalter. Die 32 Geschäftsstellen bleiben zwar bestehen, viele Geschäftstellen werden aber zu sogenannten «Berater-Filialen» ohne Schalter. Betroffen sind Buchs, Fislisbach, Möhlin, Muri, Mutschellen, Nussbaumen, Reinach, Unterentfelden und Villmergen.
Die Geschäftsstelle in Laufenburg wird ganz geschlossen, wie die Bank am Freitag bekannt gab. Die schliessung in Laufenburg erfolgt bis Herbst 2017, die restlichen Änderungen bis Ende 2018. Bereits jetzt betreibt die NAB einzelne Geschäftstellen ohne Schalter und Cash Service, nämlich in Seengen oder Spreitenbach.
SRF News: Roland Herrmann, weshalb verzichten Sie auf diese Bankschalter?
In den letzten zehn Jahren haben sich die Transaktionen am Schalter mehr als halbiert. Wir haben aber immer noch gleich viele Schalter. Der Zahlungsverkehr ist abgewandert ins Internet oder Mobile Banking, der Bargeldverkehr geht zurück.
In den letzten drei bis vier Jahren sehen wir sogar eine Abnahme der Transaktionen an den Bankomaten, die Menschen zahlen immer häufiger mit Kreditkarte, EC-Karte oder Handy.
Eine solche «reine Beratungsfiliale» ist dann also einfach ein Büro, wo ich meinen Berater für komplexe Geschäfte treffen kann?
Es ist eine ganz normale Filiale mit Arbeitsplätzen für die Berater und mit Sitzungszimmern. Die ganze Infrastruktur einer Bankfiliale ist vorhanden. Nur den Schalter betreiben wir nicht mehr.
Klar, das Nutzerverhalten der Kundschaft ändert sich. Auf der anderen Seite stehen die Banken inzwischen auch unter grossem Kostendruck und sparen zum Teil massiv Personal. Kommt der Druck für diese Restrukturierung aus Ihrem «Mutterhaus», von der Crédit Suisse in Zürich?
Wir sind als Regionalbank völlig anders aufgestellt als die CS als Grossbank. Wir haben ein dichtes Filialnetz und sind vor Ort. Wie wir aber dieses Filialnetz gestalten, welche Dienstleistungen wir genau anbieten, das ist ausschliesslich die Entscheidung der NAB.
Es ist bei uns auch keine «Kostengeschichte». Selbstverständlich sparen wir Geld, wenn wir einzelne Schalter schliessen. Aber wir investieren dieses Geld in unser digitales Angebot.
Was heisst das für das Personal?
Insgesamt wird sich der Personalbestand der NAB nicht verändern. Aber es gibt eine Verschiebung. Ein Teil der Mitarbeitenden in den kleinen Geschäftsstellen erhält ein Angebot für die Arbeit in einer grösseren Geschäftsstelle, wo wir unser Angebot am Schalter ausbauen. Es wird auch Möglichkeiten geben für eine Weiterentwicklung, sei es im zentralen Kundencenter oder im Retail Banking.
Blicken wir noch in die Zukunft: Wann verschwinden die Bankschalter komplett, weil sie wirklich niemand mehr braucht?
Da kann ich keine Prognose stellen, diese Kristallkugel habe ich nicht. Wenn man in die nordischen Länder schaut, da gibt es Diskussionen über die komplette Abschaffung des Bargeldes.
Ich kann mir das in der Schweiz und mit unserer Kultur schlecht vorstellen, aber ehrlicherweise weiss ich nicht, wo wir vielleicht in fünf Jahren stehen. Vielleicht gibt es dann nur noch Münz und alles andere wird mit Plastikgeld bezahlt. Oder es bleibt alles wie heute. Ich vermute, es ist irgendwo dazwischen.
Ihre Konkurrenten Valiant oder Raiffeisen versuchen neue Schaltermodelle, zum Beispiel mit einer Video-Schaltung zum Kundenberater. Sind solche neuen Modelle auch für die NAB ein Thema?
Ja, wir werden in der Filiale Fislisbach einen sogenannten «digitalen Schalter» pilotieren. Heute haben wir in den Berater-Geschäftsstellen ein Telefon. Damit kann der Kunde sich anmelden, entweder beim Kundenberater vor Ort, mit dem man einen Termin vereinbart hat, oder beim Contact Center für alle anderen Anliegen.
In Zukunft soll der Kunde weitere Möglichkeiten erhalten: Zum Beispiel per Video oder per Chat oder auch per Menuführung, damit man einfache Bankgeschäfte so erledigen kann. Der Kunde soll die Wahl haben, wie er genau mit seiner Bank in Kontakt treten will.