Eine Fichte ist nicht einfach eine Fichte. Die Unterschiede sind enorm – und das spielt eine grosse Rolle bei der Pflege und Aufforstung eines Schutzwaldes. Nicht jeder Baum gedeiht in diesen Wäldern, die für Siedlungen oder Verkehrsverbindungen wichtig sind und an extremen Standorten wachsen. Die Baumschule Kleiner Rugen bei Matten in der Nähe von Interlaken zieht unterschiedliche Bäume für die verschiedensten Schutzwälder im Berner Oberland – aber auch für den Kanton Wallis.
Trockenheit hält frisch
Die Forstbaumschule befindet sich auf einer Lichtung in einem Wald. Seit gut 60 Jahren werden hier Bäume für Schutzwälder aufgezogen. Das Herzstück ist die Samenbank – ein kühler, dunkler Ort zum Lagern der Samen. «Es herrscht eine konstante Temperatur von 1 bis 2 Grad», sagt Baumschulchef Reinhold Künzle. «Und die Luft ist sehr trocken, so können wir die Samen viele Jahre aufbewahren.»
Die Samen stammen von Bäumen von rund 100 Orten im Berner Oberland. Förster sammeln die Tannzapfen ein, welche die Samen enthalten. So wird sichergestellt, dass eine Vielfalt an Bäumen aufgezogen wird und jeder Schutzwald die passende Baumart erhält.
Aus den Samen werden neue Bäume gezogen. Haben diese eine gewisse Grösse erreicht, verlassen sie die geschützte Baumschule und werden ausgepflanzt. Bis ein Baum als Schutzbaum dient, dauert es lange. Erst nach 40 bis 50 Jahren kann der Baum das Anreissen einer Lawine verhindern.