Als Roland Luder im Kindesalter mit seinem Vater und einem Bergführer über die Plaine Morte auf den Wildstrubel wanderte, war die Hochebene noch prall gefüllt mit dem Eis des Gletschers.
Trotz der Gletscherschmelze ist die Landschaft hier überwältigend.
«50 bis 100 Meter ist seit damals vom Eis weggeschmolzen», sagt der Biologe und Landschaftsplaner. Mit etwas Wehmut blickt der 63-jährige auf das mehrere Quadratkilometer grosse Plateau. Die Landschaft, die sei aber immer noch überwältigend.
Die Gletscherschmelze bereitet Crans-Montana Probleme. Die Walliser Tourismusdestination hat im Gebiet seit den 1970er Jahren zwei Skilifte betrieben mit Pisten und einer Langlaufloipe, teilweise auf dem Gletscher. Durch die Gletscherschmelze wurden diese Anlagen unbrauchbar und mussten abgebrochen werden. «Mit dem Gletscherrückgang ist das Gelände zu uneben geworden für die Lifte», sagt Roland Luder.
Gäste aus dem asiatischen Raum und den Golfstaaten berühren gerne etwas Gletschereis.
Crans-Montana will das Gebiet aber weiterhin touristisch nutzen. «Wir haben das Glück, dass unsere Region von den Weinbergen bis hinauf zum Gletscher reicht», sagt Tourismusdirektor Bruno Huggler. Für die Destination mit vielen internationalen Gästen ist es attraktiv, Sommer und Winter einen Zugang zu einem Gletscher zu bieten. Gletschereis sei für Gäste aus Asien oder den Golfstaaten etwas Besonderes, so Huggler.
Neue Sesselbahn, neue Skilifte
Geplant ist eine Sesselbahn von der Bergstation bei der Pointe de la Plaine Morte hinunter zum Gletscher. In einer zweiten Etappe sollen östlich davon zwei neue Skilifte entstehen. Ebenso geplant sind neue Pisten und Beschneiungsanlagen. Die Bergbahnunternehmung von Crans-Montana will das Projekt innerhalb der nächsten fünf Jahre realisieren.
Gemäss Umweltverträglichkeitsprüfung von Landschaftsplaner Roland Luder gibt es wenig Bedenken. Durch den Rückzug des Gletschers haben sich Pionierpflanzen angesiedelt. «Die sind aber so robust, dass sie nach der Bauphase nachwachsen», sagt Luder. Allerdings ist noch eine Einsprache der Umweltorganisation Pro Natura hängig, die gegen die zweite Bauetappe vor allem landschaftsschützerische Einwände geltend macht.
Attraktion Gletscher schmilzt weg
Gemäss Prognosen schmilzt der Gletscher aber in den kommenden Jahrzehnten weitgehend weg (siehe Grafiken) und wird so als Attraktion irgendwann ausfallen. «Es wird wohl ein neues Landschaftsbild entstehen», sagt Tourismusdirektor Bruno Huggler. «Das heisst aber nicht, dass für die Touristen in dieser spektakulären und schönen Landschaft kein Erlebnis mehr möglich ist.» Insofern beurteile man den Nutzen neuer Anlagen trotz Gletscherschmelze optimistisch.