«Landwirtschaftsbetriebe erbringen grosse Leistungen zu Gunsten der Bevölkerung», neben der Produktion von Nahrungsmitteln würde auch das Erbringen von sozialen Dienstleistungen eine grosse Chance für die Schweizer Bauern bieten. Das schreibt der Schweizer Bauernverband als Einstieg in seine Wegleitung für soziale Dienstleistungen auf dem Bauernhof.
In diese Richtung zielt auch das vor über 20 Jahren von Ruedi Beiner gegründete «Projekt Alp». Ziel dieses im bernischen Münsingen entstandenen Projekts ist es, Bauernfamilien als Gastfamilien für Menschen zu gewinnen, die in einer Krise stecken und eine Auszeit brauchen. Statt dass diese Leute in einer psychiatrischen Institution untergebracht werden, sollen sie bei einer Bauernfamilie leben und arbeiten. Neu sollen bei diesem Projekt vermehrt auch Bauernbetriebe aus dem Kanton Solothurn mitmachen.
Klienten sollen in Arbeitsalltag integriert werden
Das Projekt Alp richtet sich an Menschen, die eine Suchtmittelabhängigkeit haben, an Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen und an Leute mit psychischen Beeinträchtigungen. Im Rahmen des Projekts werden Leute mit solchen Problemen an Bauernfamilien vermittelt, die bereit sind, jemanden aufzunehmen. «Es ist Tradition in der Schweiz, dass die Bauernhöfe ihre Türen öffnen», meint Ruedi Beiner, der Gründer vom Projekt Alp, und Menschen bei sich aufnähmen, die ein neues Umfeld bräuchten.
Es sind aber nicht alle Bauernfamilien geeignet diese Art sozialer Dienstleistung zu erbringen. Es sei zentral, dass sich eine Bauernfamilie gegenüber einer zu betreuenden Person komplett öffnet und Verständnis zeigt für die Lebenssituation dieser Person, erklärt Ruedi Beiner. Zusätzlich ist es wichtig, dass die aufgenommenen Personen in den Familien- und Arbeitsalltag auf dem Bauernhof integriert werden. Der Hof soll den Klienten eine Tagesstruktur bieten und sie auch beschäftigen.
Win-win-Situation für Klienten und Bauern
Ein stetiger Austausch zwischen Fachpersonen, Bauernfamilie und Klienten soll dafür sorgen, dass beide beteiligten Parteien vom Projekt profitieren. Der Klient soll sich im neuen Umfeld wohl fühlen und nach dem Aufenthalt wieder bereit sein, das eigene Leben zu meistern. Die Bauernbetriebe werden für das Angebot finanziell entschädigt und können sich so eine neue Einnahmequelle erschliessen. «Das ist natürlich eine Win-win-Situation», meint denn auch Ruedi Beiner vom Projekt Alp.
Gesucht werden nun vor allem Solothurner Bauernbetriebe aus dem oberen Kantonsteil, speziell aus der Region zwischen Solothurn und Bern. Grund für diese geografische Einschränkung ist das zuvor erwähnte Betreuungssystem zwischen Projektmitarbeitern, Bauernfamilien und Klienten. Da der Austausch immer direkt ist, sollen die Anfahrtswege kurz bleiben, wenn möglich unter einer Stunde.