Dem Kanton Zug wird in wenigen Jahren der Kies ausgehen – ein wichtiger Baustoff, gerade im boomenden Kanton Zug, denn Kies wird für Beton-Herstellung gebraucht. Der Regierungsrat will deshalb eine neue Kiesgrube in Betrieb nehmen im Gebiet Hatwil/Hubletzen in Cham. Dieses liegt zwischen dem Weiler Niederwil und dem Kloster Frauenthal und soll als Kiesabbaustandort im kantonalen Richtplan festgesetzt werden.
Grube soll noch grösser werden
Schon 2009 wurde im kantonalen Richtplan festgehalten, dass im Gebiet einmal Kies abgebaut werden soll. Seither sind viele Abklärungen gemacht worden, zum Beispiel wurden die Eigenschaften der Gesteinsschichten genau untersucht und welchen Einfluss das Wasser im Gebiet hat.
Dabei sei man zum Schluss gekommen, dass das Gebiet noch weiter nach Osten ausgedehnt werden soll. So könnten die ergiebigen Schotterschichten optimal für die Kiesgewinnung ausgenutzt werden, heisst es in einer Mitteilung der Zuger Baudirektion. Sie rechnet damit, dass neun bis zehn Millionen Kubikmeter Kies abgebaut werden können.
Gegner wollen Umwelt schützen
Für rote Köpfe sorgt vor allem, dass die Kiesgrube mitten in einer Naturlandschaft entstehen soll. Für die Grube müsste zum Beispiel das Hatwilerholz, ein Wald mit einer Grösse von sieben Hektaren, vorübergehend gerodet werden. Der Chamer Gemeinderat, die Gemeindeversammlung und auch die Chamer Kantonsräte haben sich gegen die Kiesgrube ausgesprochen. «Das geplante Abbaugebiet liegt in einer Gegend, die der Bevölkerung Erholungsgebiet dient und die ökogisch äusserst wervoll ist - darum ist sie ja auch im Bundesinventar für Landschaften und Naturdenkmäler aufgeführt», sagt Rolf Ineichen, Gemeinderat in Cham. «Wir sind der Ansicht, dass man Alternativen zu wenig geprüft hat.»
Wir sind der Ansicht, dass man Alternativen zu wenig geprüft hat.
Die Zuger Regierung widerspricht. Man habe alle möglichen Standorte innerhalb des Kantons geprüft - das Areal Hatwil sei ideal, vor allem auch, weil man dort auf die Infrastruktur eines bereits bestehenden Kieswerks zurückgreifen könne. Sie verweist auch auf ein Gutachten der Eidgenössischen Heimatschutzkomission. Diese schreibt, der geplante Kiesabbau bedeute «höchstens eine leichte Beeinträchtigung» des Schutzgebiets.
Dennoch versucht die Zuger Regierung, auch kritsche Stimmen zu berücksichtigen. Wie sie in der Mitteilung schreibt, will sie zum Beispiel Massnahmen ergreifen, damit die Bauwirtschaft mehr Recyclingmaterial einsetzt. Ausserdem soll die Abbaumenge limitiert werden, damit es nicht möglich ist, exzessiv Kies in andere Kantone zu liefern.
Bevölkerung kann sich äussern
Die Zuger Baudirektion wird als nächsten Schritt einen Bericht mit den Erkenntnissen zur Kiesgrube in Cham zusammenstellen. Dieser wird danach für die Bevölkerung öffentlich aufgelegt, wahrscheinlich im kommenden Frühling. Abschliessend wird die Anpassung des Richtplans dem Kantonsrat zum Entscheid vorgelegt.
Geht es nach der Zuger Regierung, soll die neue Kiesgrube in Cham ab 2025 betrieben werden und die Kiesversorgung des Kantons mindestens 20 Jahre lang sicherstellen.