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Neue Zürcher Schulmodelle «Lehrbetriebe sind oft kritisch gegenüber der Berufsmaturität»

Zeitgleich mit der Lehre eine Berufsmaturität zu erlangen – es ist für Jugendliche eine Doppelbelastung. Viele junge Männer und Frauen entscheiden sich deshalb immer häufiger dafür, die Berufsmaturitätsschule erst nach Lehrabschluss zu absolvieren. Die Zürcher Bildungsdirektion wollte diesem Trend entgegenwirken und führte vor einem Jahr neue flexible Formen ein, welche den Jugendlichen mehr Zeit für die berufsbegleitende Berufsmaturität einräumen. Zum Beispiel können Lehrlinge ihre Lehre normal in drei Jahren abschliessen, die Berufsmaturität aber in vier Jahren erlangen.

Grosse Unterschiede nach Branche

Man sei auf gutem Weg, aber noch nicht am Ziel, sagt Niklaus Schatzmann, Chef des Zürcher Mittelschul- und Berufsbildungsamtes gegenüber dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Die neuen flexiblen Berufsmaturitäten stiessen auf unterschiedlich grosse Nachfrage. In den Lehrberufen Laborant/innen und Lebensmitteltechnolog/innen seien heute bereits alle Jugendliche, die berufsbegleitend eine Berufsmaturität absolvieren, im neuen Modell.

Bei anderen Berufen stösst die flexiblere Berufsmaturität hingegen auf weniger Anklang. Bei den Fachangestellten Betreuung sind erst 40 Prozent jener, welche die BMS während der Lehre absolvieren, im neuen flexiblen Modell. Die Modelle seien noch nicht in allen Branchen genug bekannt, sagt Schatzmann zu den Gründen.

Lehrbetriebe sind skeptisch

Lilian Ryser ist Geschäftsführerin der Organisation der Arbeitswelt Soziales Zürich, des Branchenverbands für die Ausbildung in Sozialberufen. Dass erst wenige Lernende zur Fachfrau/Fachmann Betreuung eine neue flexible Berufsmaturität machen, habe vor allem mit den Lehrbetrieben zu tun. «Viele Betriebe sind grundsätzlich skeptisch gegenüber der berufsbegleitenden Berufsmaturität», sagt Ryser. Absolviert ein Lernender die Berufsmittelschule, fehlt er öfters am Arbeitsplatz.

Doch genau jenem Problem wirkt das neue flexible Modell entgegen, weil die Lernenden durch die längere Schulzeit an der BMS am Arbeitsplatz weniger fehlen. Liliane Ryser ist daher überzeugt, dass sich dem auch die Lehrbetriebe in Zukunft bewusst werden. Sie wolle die Betriebe nun stärker über das neue Schulmodell aufklären.

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