Die enge Wendeltreppe in der Solothurner St. Ursen-Kathedrale schraubt sich in mehreren Kehren bis zur Orgel hoch. Oben angekommen ist der Jurassier Benjamin Guélat ausser Atem: «Das muss ich noch üben», lacht der neue Domorganist: «Wenn man schnell hochläuft, wie ich jetzt, wird es einem schwindlig».
Schwindlig kann es einem auch werden, wenn man Orgel-Virtuose Guélat spielen hört. Und das können Solothurner ab sofort öfter. Am 1. Juni hat er sein Amt als Domorganist offiziell angetreten. Er untermalt Gottesdienste, begleitet den Domchor, und führt die sommerliche Orgelkonzertreihe fort.
Für drei Orgeln verantwortlich
Zuvor war Benjamin Guélat Hauptorganist in der Kirchgemeinde Maria Krönung in Zürich-Witikon. Warum wollte er nach Solothurn wechseln? «Solothurn ist halt ein wichtiger Ort in der katholischen Welt. Hier Domorganist zu sein ist ein Prestige-Job.»
Zudem sei die Kathedrale halt einfach auch viel grösser und historischer als viele anderen Kirchen in der Schweiz, schwärmt Guélat: «Die grosse Akustik hier in der Kathedrale ist schon sehr inspirierend für die Musik».
Als Domorganist zu St. Ursen ist Benjamin Guélat für drei Orgeln verantwortlich: für die grosse Orgel und ihre kleinere Schwester in der Kathedrale, und für die Orgel in der Jesuitenkirche. Als Organist sei das sehr interessant, erzählt der Jurassier: «Ich kann ganz viel Literatur auf drei verschiedene Weisen spielen und hören, das ist abwechslungsreich.»
«Eine Orgel ist wie ein Mensch»
Keine Orgel sei wie die andere, meint Guélat: «Jede Orgel hat ihren Charakter, ihre Eigenschaften, ihre Ecken und Kanten. Man muss sie zuerst kennen lernen. Manchmal merkt man dann mit der Zeit, dass eine Orgel, die am Anfang vielleicht unsympathisch war, doch interessant ist».
Viel ändern will Benjamin Guélat als neuer Domorganist zu St. Ursen nicht. Er wolle höchste Qualität bieten und das Publikum glücklich machen. Wenn ihm das gelinge, sei auch er als Organist glücklich.