Hans-Rudolf Schwarz wird Anfang 2020 neuer Direktor der bernischen Justizvollzugsanstalt Thorberg. Der heutige Direktor der Vollzugsanstalt Witzwil im Berner Seeland löst Thomas Egger ab, der im Mai nach internen Problemen seine Demission ankündigte.
Schwarz bewarb sich nicht für die Stelle, wie die Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern am Donnerstag mitteilte. Er wurde wegen «profunder und anerkannter Kenntnisse des Schweizerischen Justizvollzugs» und wegen «ausgewiesener Führungsqualitäten» zum neuen Thorberg-Direktor bestimmt.
SRF News: Sie wurden als neuer Thorberg-Direktor berufen. Mussten Sie lange über das Angebot nachdenken?
Hans-Rudolf Schwarz: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich immer schon Thorberg-Direktor werden wollte. Ich habe lange überlegt. Denn ich führe in Witzwil 145 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine Institution, die national ein gutes Ansehen geniesst. Da muss man es sich drei Mal überlegen, ob man eine solche Institution wirklich verlassen will.
Was reizt Sie denn an der Leitung des Thorbergs?
Im Sommer habe ich für vier Wochen die Stellvertretung des heutigen Thorberg-Direktors übernehmen können. Dabei lernte ich motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen. Und ich stellte fest, dass die beengten Verhältnisse auf dem Thorberg auch Chancen bieten. Da denke ich vor allem an den Arbeitsbereich, wo sich Arbeitsagogik anbieten würde. Auch bei den Tagesstrukturen sehe ich noch Potenzial.
Es ist bekannt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Thorberg unzufrieden sind. Das Betriebsklima gab viel zu reden.
Es gibt bereits Untersuchungen und Befragungen. Aber ich will mir da selber ein Bild machen. Ich will von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönlich erfahren, was ihre Erwartungen sind. Aber sie sollen auch wissen, was ich von ihnen erwarte.
Ich habe Respekt, aber keine Angst vor der neuen Aufgabe.
Sie sind 63 Jahre alt – gemäss dem bernischen Personalgesetz könnten Sie bis 70 arbeiten. Wollen Sie das überhaupt?
Ich habe den Ehrgeiz, bei meinem Abgang eine Anstalt zu hinterlassen, die gute Konzepte vorweisen kann und wo die Mitarbeitenden stolz darauf sind, was sie leisten. Ich kann mir vorstellen, bis 70 zu arbeiten.
Sie haben viele Vorschusslorbeeren erhalten. Regierungsrat Philippe Müller sagte, Sie seien die ideale Besetzung. Das weckt Erwartungen. Was sagen Sie dazu?
Ich bin nicht der Super-Direktor. Was ich anbieten kann, ist 17 Jahre Erfahrung in der Leitung von Gefängnissen. Ich habe Respekt vor der neuen Aufgabe, aber keine Angst.
Das Gespräch führte Brigitte Mader.