Die Wettbewerbskommission (Weko) hat eine Untersuchung gegen zwei Berner Belagswerke und deren Aktionäre eröffnet. Es gebe Anhaltspunkte, dass die beiden Unternehmen vereinbart hätten, sich nicht zu konkurrenzieren, schreibt die Kommission. Sie führte bereits bei verschiedenen Firmen Hausdurchsuchungen durch.
Es ist nicht der erste solche Fall im Kanton Bern. Schon länger im Visier der Weko ist die Berner Kiesbranche. In einem ersten Urteil büsste die Wettbewerbskommission kürzlich zwei Unternehmen mit insgesamt 22 Millionen Franken, weil sie unzulässige Preisabsprachen getroffen haben sollen.
Indizien für marktbeherrschende Stellung
Soweit ist es im aktuellen Fall noch nicht, doch Frank Stüssi von der Weko bestätigt gegenüber Radio SRF, dass die neue Untersuchung im direkten Zusammenhang steht mit jener zum Kartell in der Kiesbranche. Die Wettbewerbskommission prüft nun Anhaltspunkte, dass es Gebietsabsprachen zwischen den beiden Unternehmen gab. Ausserdem existierten auch Indizien dafür, dass eines der Belagswerke über eine marktbeherrschende Stellung verfüge und diese missbraucht habe, schreibt die Weko.
Kanton potenziell stark betroffen
Der bernische Baudirektor Christoph Neuhaus zeigte sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA konsterniert. Der Kanton Bern beziehe pro Jahr 60'000 bis 90'000 Kubikmeter Strassenbelag, sagte er. Er sei also vom Fall potenziell stark betroffen. Neuhaus geht davon aus, dass der Kanton bei den beiden betroffenen Unternehmen Direktbezüger ist.
Eine Branche in Verruf
Sorgen um das Image der Branche macht sich Fritz Hurni. Er ist Präsident des bernischen Kies- und Betonverbandes, der rund 100 Firmen vertritt. «Schon wieder ein Fall auf dem Tisch», dachte er, als er von dieser neusten Untersuchung hörte. Für das Geschäft sei das nicht gut. Umso mehr als jede Kiesgrube, jede Deponie bewilligt werden müsse. Das Misstrauen steige bei jenen, die zu solchen Projekten in den Gemeinden ja sagen müssten.
Dass die Untersuchungen in der Kies- und Betonbranche die ganze Baubranche in Verruf bringen würden, das sei problematisch, sagt Peter Sommer. Er ist Geschäftsführer des bernischen Baumeisterverbandes. 300 Firmen sind dort Mitglied. «Die Kies- und Beton-Betriebe sind Zulieferer und haben mit dem eigentlichen Baugewerbe nichts zu tun.» Diese Differenzierung bleibe auf der Strecke.