Die Ausgangslage: Über 1000 Seiten dick ist der fünfte Band der Solothurner Kantonsgeschichte. Der Band, der auf zwei Bücher aufgeteilt ist, behandelt die Solothurner Geschichte im 20. Jahrhundert. Verfasst wurde das Werk von 17 Fachleuten - 16 Männern und nur einer Frau.
Die Reaktion: «Mir ist das sehr negativ aufgefallen», sagt Historikerin Verena Bider. Sie war Präsidentin der begleitenden Fachkommission. Es sei aber nicht anders möglich gewesen, betont sie.
Die möglichen Gründe: Wer Autor eines Kapitels werden wollte, musste dafür vier, fünf Jahre Zeit aufwenden. Dies neben der normalen Arbeit und der Familie. Gerade für Historikerinnen könnte das ein Grund gewesen sein, um abzusagen, vermutet Verena Bider.
Ausserdem habe es nur wenige Historikerinnen, die sich mit dem 20. Jahrhundert im Kanton Solothurn beschäftigen, sagt Projektleiter André Schluchter. Er war für die Auswahl der Autoren verantwortlich und betont, dass man sich der Problematik bewusst gewesen sei.
Die Konsequenzen: Weil kaum Autorinnen zu finden waren, habe man beim Verfassen der Artikel speziell darauf geachtet, dass Frauen nicht zu kurz kämen, so Schluchter. Ausserdem sei absichtlich eine Frau als Lektorin gewählt worden und in der Fachkommission habe es auch zwei Frauen gehabt.
Auf die Themensetzung hätten mehr Autorinnen wohl kaum einen Einfluss gehabt, meint Verena Bider. Wer die Solothurner Kantonsgeschichte durchblättert stösst wirklich auf Absätze wie «Der Landfrauenverband», «Rückschläge in der Frauenbewegung» oder «Frauenfussball» - allerdings sind all diese Abschnitte von Männern verfasst.