Die Forschungsarbeiten rund um den St. Galler Globus aus dem 16. Jahrhundert laufen weiter. Nun ist ein wichtiger Meilenstein erreicht worden. Der Geograf und Historiker Jost Schmid, Leiter der Kartensammlung der Zentralbibliothek Zürich, hat die Geschichte des Objekts in seiner Dissertation weitgehend rekonstruiert. Am 31. Oktober stellte Schmid seine Forschungsergebnisse in St. Gallen vor.
Herkunft geklärt
Der Globus stammt aus Norddeutschland. Auftraggeber war der Mecklenburger Herzog Johann Albrecht I., der von 1547 bis 1576 regierte. Konzipiert wurde er vom Kosmograph und Bibliothekar Tilemann Stella, der sich als Urheber in einem kleinen Porträtmedaillon «höchstwahrscheinlich selbst verewigt» habe.
Gebaut wurde er dann in zwei Jahren wahrscheinlich in Schwerin und 1576 fertig gestellt. Der Besteller verstarb im gleichen Jahr nach kurzer Krankheit. Sein Sohn, Herzog Johann VII., liess sich rund 15 Jahre später auf dem Globus abbilden und erklärte sich damit zum Auftraggeber und Besitzer des Werks.
Neuer Zeiger aufgetaucht
Auf dem wieder aufgetauchten Verkaufsprospekt für den Globus finden sich genaue Darstellungen des Objekts. Deshalb sei nun die Replik in der Stiftsbibliothek mit einer Kurbel und einem Zeiger ergänzt worden, die beide in der wechselvollen Geschichte verloren gegangen seien.
1712 wurde der Globus im Toggenburger Krieg von Zürcher Truppen geraubt und nicht mehr zurückgegeben. 1996 kam es zum Kulturgüterstreit zwischen St. Gallen und Zürich, der erst 2006 unter Vermittlung des Bundes beigelegt wurde: Zürich behielt den Original-Globus und liess für St. Gallen eine Kopie anfertigen, die 2009 übergeben wurde.
SRF1, Regionaljournal Ostschweiz; 17:30 Uhr, zuers/sda