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Neujahrsgespräche 2018 «Pilgern heisst zu fragen: Was brauche ich im Leben wirklich?»

Michael Schaar ist Pfarrer und leitet in Zürich das Pilgerzentrum St. Jakob. Im neuen Jahr hat er weite Wege vor sich.

SRF News: Wir sprechen heute am Dreikönigstag über das Thema Pilgern. Das passt gut, denn die Heiligen Drei Könige waren ja so etwas wie die ersten Pilger der Geschichte.

Michael Schaar: Die drei Weisen waren tatsächlich die ersten christlichen Pilger. Deshalb feiern wir diesen Tag bei uns im Pilgerzentrum, indem wir alle Pilgerinnen und Pilger einladen und gemeinsam zurückblicken auf die vergangenen Reisen, aber auch nach vorne schauen auf das noch junge Jahr.

Pilgern liegt im Trend. Es gibt ein Winterpilgern, ein Generationenpilgern, Feierabendpilgern und so weiter. Woher kommt dieses Bedürfnis?

Menschen brauchen Bewegung. Wir wollen alle etwas erfahren, auch eine Art von Spiritualität. Dabei ist der Körper entscheidend. Um an seine Grenzen zu kommen. Zum Beispiel wenn wir einen steilen Berg hochwandern und merken, wie wir mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen die Steigung überwinden. Das kann eine prägende Erfahrung sein.

Sie sind der einzige Pilgerpfarrer der Schweiz. Was unterscheidet Sie von anderen Pfarrerinnen und Pfarrern?

Meine Gemeinde ist auf dem Weg beheimatet. Das heisst, ich bin nicht auf einen Ort oder auf ein Kirchgemeindegebiet fixiert. Im Gegenteil, meine Gemeinde erstreckt sich sogar über die Landesgrenze bis nach Süddeutschland oder Frankreich. Ich empfinde das als grosses Privileg, ein derart breites Spektrum an Leuten in meiner Gemeinde haben zu dürfen.

Das neue Jahr hat eben erst begonnen, es schwingt noch eine Aufbruchstimmung mit. Zum Beispiel aufbrechen zum Pilgern. Was ist das Wichtigste, das man mitnehmen sollte auf eine Pilgerreise?

Der eigenen Sehnsucht zu folgen und den ersten Schritt einfach zu machen. Wichtig ist auch, sich zu überlegen: Was brauche ich wirklich im Leben und auf was kann ich verzichten. Diese Frage stellt sich beim Pilgern ganz praktisch, denn es ist nicht möglich, alles in seinem Rucksack mitzuschleppen.

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