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Notlandung auf dem Zugersee «Knapp an der Katastrophe vorbei»

Der Zweite Weltkrieg war in einer entscheidenden Phase im März 1944. Die alliierten Streitkräfte flogen heftige Angriffe auf deutsche Städte und bombardierten Einrichtungen. Oft im Einsatz in diesen Tagen waren B-17G-Bomber der amerikanischen Luftwaffe. «Fliegende Festung» wurde das Flugzeug genannt. Doch am 16. März 1944 wurde eines der Flugzeuge getroffen und die Motoren fielen aus. Der Bomber mit zehn Leuten an Bord musste sich zurückziehen und kam mit letztem Einsatz in die Schweiz. Über Baar sprangen neun der Soldaten mit Fallschirmen ab, dabei kam einer ums Leben. Der Pilot musste auf dem Zugersee notlanden. Er selbst konnte sich retten, aber das Flugzeug sank.

Schutz unter der Kellertreppe

Dieses dramatische Ereignis ist heute gut dokumentiert. Zu verdanken ist dies insbesondere Oskar Rickenbacher. Der heute 80-Jährige hat eine Broschüre zum Thema erstellt, hält Vorträge und hat auch den Gedenkanlass initiiert. Der pensionierte Hochbauzeichner war fünf Jahre alt, als das Flugzeug über sein Haus flog. «Ich habe ja immer in den Mittagsnachrichten von Radio Beromünster gehört, dass die Amerikaner und die Engländer Deutschland bombardieren und es viele Tote gibt. Als der Bomber dann über unser Haus flog, hatte ich Angst. Weil das Gedröhne dieses Bombers so laut war, bewog es mich, unter der Kellertreppe Schutz zu suchen.»

Grosse Menschenmenge am See

Nicht nur bei ihm – bei vielen älteren Zugerinnen und Zugern ist die Notlandung eine prägende Erinnerung. Eine grosse Menschenmenge sah damals vom Seeufer aus zu, wie sich der Pilot durch das Cockpitfenster retten konnte. Mit einem Ruderboot wurde Pilot Robert Meyer an Land gebracht. Der Bomber füllte sich mit Wasser, sank und konnte erst 1952 mit Hilfe von Tauchern geborgen werden.

Oskar Rickenbacher ist es ein Anliegen, dass diese bewegten Tage nicht in Vergessenheit geraten. «Man darf nicht vergessen: Zug ging knapp an einer Katastrophe vorbei. Nicht auszudenken, wenn der Bomber über bewohntem Gebiet abgestürzt wäre.»

«Hier fühle ich mich meinem Vater nah»

Nicht zuletzt deshalb erinnert nun eine Gedenktafel an das Ereignis. Sher Larsen Green ist extra für die Enthüllung der Tafel aus den USA angereist. Sie ist die Tochter eines der Soldaten, die sich damals mit dem Fallschirm retten konnten. «Mein Vater hat nicht viel über das Ereignis gesprochen. Es war schlimm für ihn.» Larsen Green hilft es deshalb, dass sie auf ihrer Reise in die Schweiz viel Neues über diesen Tag erfährt. «Mein Vater wurde glücklicherweise nur leicht verletzt und anschliessend ein paar Tage von Menzinger Schwestern gepflegt.» Für die Texanerin ist es schön, in Zug zu sein: «Ich fühle mich meinem Vater sehr nahe hier.»

SRF1, Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr

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