«Notschlafstelle schickt Obdachlose in die Kälte» - Schlagzeilen wie diese sorgten in den vergangenen Tagen für Aufsehen. Der Verein «Soup and Chill», der am Bahnhof Essen für Bedürftige abgibt, schlug Alarm. Sie warf der Notschlafstelle und damit den Basler Behörden vor, sie weise Obdachlose ab und riskiere damit, dass diese in der Kälte erfrieren.
Die Basler Sozialhilfe, die für die Notschlafstelle zuständig ist, weist diese Vorwürfe jedoch vehement zurück. «Wir haben im November und Dezember keinen Obdachlosen abgewiesen», sagt Nicole Wagner, Leiterin der Sozialhilfe.
Es geht vor allem um Männer aus dem Ausland
Wie erklärt sich denn diese öffentliche Auseinandersetzung? Es geht dabei letztlich um die Frage, wie man mit Obdachlosen aus dem Ausland umgeht. Mit jungen Männern zwischen 20 und 35 Jahren, vor allem aus Osteuropa, die als Wanderarbeiter durch Europa ziehen. Sie suchen Arbeit, finden aber häufig keine und müssen dann irgendwo übernachten.
«Soup and Chill» findet, diese Männer sollen in der Notschlafstelle übernachten. Die Sozialhilfe dagegen möchte nicht massenweise Wanderarbeiter unterbringen, weil sie eine Sogwirkung befürchtet. Und weil die Wanderarbeiter den einheimischen Obdachlosen den Platz wegnehmen könnten. Sie hat daher «Soup and Chill» mitgeteilt, dass die Organisation pro Tag nur noch einen auswärtigen Obdachlosen in die Notschlafstelle schicken dürfe.
Versprechen der Sozialhilfe
Stellt sich die Frage, ob denn nun tatsächlich bei Schnee und Minustemperaturen deswegen Menschen im Freien übernachten müssen? Nein, sagt die Leiterin der Sozialhilfe. Sie verspricht: Bei eisigen Temperaturen weise die Notschlafstelle niemanden ab. «Soup and Chill» widerspricht: Einige der Obdachlosen, die bei ihnen verkehren, müssten sehr wohl draussen übernachten. Andere Gassenarbeit-Organisationen in Basel sehen die Situation allerdings deutlich weniger dramatisch als «Soup and Chill». Sie sprechen nicht von einem Notstand.
Wie man grundsätzlich in Zukunft mit Wanderarbeitern umgehen soll, wie man sie unterbringen kann, darüber will die Sozialhilfe aber dennoch in nächster Zeit mit Gassenarbeit-Organisation an einem Runden Tisch sprechen.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)