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Oberste Lehrerin der Schweiz Dagmar Rösler: «Die Solothurner Schulen sind moderner geworden»

Achteinhalb Jahre lang war Dagmar Rösler Präsidentin des Verbands der Solothurner Lehrerinnen und Lehrer (LSO). Während dieser Zeit gab es etliche Reformen an den Solothurner Schulen: Einführung Lehrplan 21, Einführung Fremdsprachenunterricht mit Passepartout, Einführung Spezielle Förderung, Aufhebung von Sonderklassen (Einführungsklasse, Werkklasse).

Nun zieht die oberste Lehrerin des Kantons weiter und wird oberste Lehrerin des Landes. Ab August ist Dagmar Rösler Präsidentin des LCH, des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Zuvor wirft sie einen Blick zurück.

Dagmar Rösler

Präsidentin Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH)

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Die Primarlehrerin unterrichtet in Bellach (SO) eine vierte Klasse in einem Teilpensum. Dagmar Rösler (47) wohnt in Oberdorf (SO), ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Töchter. Sie war achteinhalb Jahre Präsidentin des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Solothurn (LSO). Ab August 2019 ist Dagmar Rösler Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), sie folgt auf Beat W. Zemp, der dieses Amt fast drei Jahrzehnte innehatte.

SRF: Dagmar Rösler, hatten die Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Solothurn bei den vielen Reformen in den letzten Jahren überhaupt noch Zeit zu unterrichten?

Wir haben beim Verband in dieser Zeit von einigen Lehrerinnen und Lehrern gehört, dass sie sich lieber voll und ganz auf ihre Klassen konzentrieren würden. Sie mussten sich in den letzten Jahren immer wieder neu anpassen und neues dazu Lernen. Aber das Unterrichten ist das Grundmetier in unserem Beruf, das darf nicht zu kurz kommen.

Wurden die Schulen in Solothurn durch die vielen Reformen besser?

Die Solothurner Schulen sind moderner geworden, sie haben sich unserer Zeit und unserer Gesellschaft angepasst. Zum Beispiel mit der zweiten Fremdsprache in der Primarschule. Wir starten jetzt mit Französisch in der 3. und Englisch in der 5. Klasse. Das war eine Forderung der Wirtschaft.

Was war die schwierigste Reform in ihrer Amtszeit?

Das war in meinen Augen die Spezielle Förderung. Diese Reform haben wir zehn Jahre lang begleitet, gemeinsam mit dem kantonalen Amt für Volksschule. Jetzt integrieren wir alle Kinder mit jedem Leistungsniveau in unseren Schulen in den Regelklassen. Dies bedeutet einen grossen Umbruch für die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler und auch für die Eltern.

Ist die Spezielle Förderung ein Erfolg?

Ich glaube für unsere Gesellschaft ist die Spezielle Förderung eine Bereicherung. Einerseits, weil kein Schüler mehr das Etikett «Sonderschüler» hat. Andererseits, weil die Kinder in den Regelklassen auch merken, dass es andere Kinder gibt, denen es nicht so leicht fällt, gute Noten zu erhalten. Für die Schule ist die Spezielle Förderung aber eine grosse Herausforderung und nicht immer einfach.

Sie sind ab dem 1. August Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Welche Erfahrungen aus Solothurn werden Ihnen bei Ihrer neuen Aufgabe helfen?

Sicherlich die Auseinandersetzung mit den vielen Reformen, den Kontakt zur Politik. Was mir fehlen wird, ist wohl der enge Kontakt zu den Leuten.

Das Interview führte Ralph Heiniger.

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