Manche Möbel stellt die Stadt Bern selber hin – wie die Stühle auf dem Münsterplatz oder den Billardtisch im Monbijou – andernorts ruft sie die Bevölkerung auf, Projekte umzusetzen: In beiden Fällen ist das Ziel, dass Menschen den öffentlichen Raum nutzen.
Beispiel Quartierprojekt : Zwei Kisten mit Erde stehen auf der Freiburgstrasse und warten auf Leben: «Kürbisse, thailändisches Basilikum, vielleicht ein Windrad – wir wissen noch nicht, was alles hineinkommt», sagt Eveline Felder. Sie wohnt in einem der Blöcke gegenüber. Mit andern zusammen hat sie sich darum bemüht, die Quartierstrasse für 60 Tage zu einem Ort zu machen, wo man sich trifft. Ein Pizzaofen ist bereits bestellt. Die Stadt hat einen Sonnenschirm, ein paar Stühle und einen Tisch geliefert. Ein Stück der Strasse wird während des Sommerprojekts gesperrt, Kinder nehmen sie in Beschlag.
Die Stadt Bern unterstützt solche Aktionen, macht aber auch Auflagen: Der Raum darf von allen genutzt werden, Abfall wird selber weggeräumt, die Nachtruhe wird respektiert und der Durchgang auf dem Trottoir muss gewährleistet sein. Zudem sind diese «Pop-up»-Quartierprojekte zeitlich begrenzt. So ist auch keine Baubewilligung nötig.
Die Kritik aus der Forschung: Christine Seidler forscht an der Berner Fachhochschule im Bereich Siedlungsentwicklung. Die Versuche der Stadt Bern, die Aussenräume zu beleben, findet sie grundsätzlich sinnvoll. Wo allerdings auch gleich Spielgeräte geliefert werden, setzt sie ein Fragezeichen. «Wenn man Billardtische oder Tischfussball hinstellt – ist das dann noch eine Einladung oder schon eher eine Vorgabe, Billard oder Tischfussball spielen zu müssen?» Vielleicht bräuchte es in einer Stadt auch Räume, in denen nichts vorgegeben ist, sagt Christine Seidler. Die Aufwertung der Räume schliesse zudem auch Leute aus, Randständige, Leute, die Ruhe wollten. «Die Stadt muss die Leute breit teilhaben lassen.»
Der politische Streit mit viel Einigkeit: Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) und Stadtrat Bernhard Eicher (FDP) haben unterschiedliche Ansichten, wie der öffentliche Raum zu beleben ist. Zwar findet Bernhard Eicher die Initiative der Stadt, den öffentlichen Raum zu beleben, grundsätzlich gut. Ihm wäre es jedoch lieber, die Stadt würde mehr Privatinitiativen zulassen und unterstützen. Dazu brauche es keine seitenlangen Konzepte, sondern schlicht weniger Regeln. «Die Stadt soll den privaten Initiativen einfach nicht im Weg stehen.»
Ursula Wyss ist einverstanden mit der Analyse, dass es in Bern immer noch zu kompliziert sei, private Initiativen umzusetzen. Und sie sieht die Aufgabe der Stadtverwaltung darin, solche möglich zu machen. «Wir müssen wegkommen vom Organisieren und versuchen, Ideen zu ermöglichen.» Gewisse Dinge wie behindertengerechte Sitzgelegenheiten müssten aber von der Stadt kommen. Und ihr ist die Vielfalt wichtig. «Es braucht verschiedene Angebote in der Stadt, dann finden alle etwas Passendes für sie.»