«Das ist nicht Alltag. Wir mussten selber in den Akten nachschauen, wann dies das letzte Mal vorkam», sagt Stephan Schader vom Solothurner Amt für Raumplanung.
Die Akten zeigten: 2009 war es letztmals der Fall, dass die Solothurner Kantonsgrenze neu gezogen wurde, bei der Planung für das Bahnhofareal bei Dornach.
Die Berner Vorschriften
Diesmal ist der Auslöser die Firma Voigt Industrie Service AG. Sie ist seit 2010 in der Industriezone in Niederbipp ansässig und will ihr Logistikzentrum nun um das Dreifache vergrössern, über die Kantonsgrenze hinweg.
Der Kanton Solothurn hatte nie etwas gegen die Pläne. Der Kanton Bern aber erlaubt es nicht, dass die Kantonsgrenze überbaut wird. Erst der Landabtausch macht es nun möglich, die Berner Vorschriften einzuhalten.
Zwar kommt das neue Lagerhaus immer noch über die Kantonsgrenze zu stehen. Es kann nun aber so ans bestehende Gebäude angebaut werden, dass es brandschutzrechtlich als eigenständiger Bau gilt. Mitten auf der Kantonsgrenze wird eine Brandschutzmauer errichtet.
Solothurn wird nicht kleiner
Die Berner Regierung hatte den Plänen bereits im März zugestimmt. Am Dienstag hat nun noch die Solothurner Regierung ihren Segen gegeben. Eine Zustimmung des Bundes zur neuen Grenzziehung brauche es nicht, sagt Stephan Schader.
Beide Kantone bleiben gleich gross, betont Schader. Solothurn wird nicht kleiner, Bern nicht grösser. Auch die Qualität des getauschten Industrie-Landes sei identisch. Solothurn wird also nicht schöner, Bern nicht hässlicher.
Keine Freude haben dürften einzig die Solothurner Primarschüler, wenn sie die komische Form des Kantons nachzeichnen müssen. Die Grenzlinie wird jetzt nämlich noch komplizierter. Wo bislang zwischen Oensingen und Niederbipp eine gerade Linie war, hat der Kanton Solothurn nun noch eine Ecke mehr.