Dolfi Kempfs Jahresplanung verläuft nach klaren Richtlinien. Von April bis Ende Oktober reist er von einem Orientierungslauf zum nächsten. Meistens sind es mehrtägige Wettkämpfe im In- und vor allem im Ausland. Von Ungarn über Tschechien nach Österreich, Montenegro, nach Italien, Deutschland und Frankreich. 50 Wettkämpfe waren es 2017. 2016 wurde er bei den Weltmeisterschaften in Lettland zwei Mal Zweiter in seiner Kategorie.
In der «OL-Familie» sei er bekannt und könne auch ein paar Privilegien für sich beanspruchen. «In der Tschechei und in Ungarn musste ich kein Startgeld bezahlen, in den Dolomiten in Italien wurde ich vom ganzen OK begrüsst und konnte sogar auf einer eigenen Strecke ganz für mich alleine laufen.» Das habe ihm jedoch nicht gefallen, er wolle sich schliesslich messen mit seiner Konkurrenz, meint der kleine, drahtige Urner.
«Ich bin ein Vagabund»
Fast so viel Spass wie an Karten und Kompass hat Dolfi Kempf am Reisen. Nach der Mechanikerlehre in Altdorf wohnte er zwei Jahre in Schweden und später sieben Jahre in Australien. «Dort habe ich das Kartenlesen gelernt. Zwangsweise. Wenn du dich im Busch verläufst, dann wird es dort nämlich richtig gefährlich.» Er habe OL-Kurse gegeben. «Wahrscheinlich die ersten überhaupt in Australien». Nach längeren Reisen durch Europa wurde er dann doch wieder in Altdorf sesshaft, arbeitete beim Kanton bis zur Pensionierung und trainierte junge Leute in den Sportarten Handball, Unihockey, Leichtathletik und natürlich OL.
Langlauf statt Pillen und Spritzen
Wegen eines Unfalls in seiner Kindheit leidet der fitte Sportler unter deformierten Hüften. Zudem machten ihm mehrere Bandscheibenvorfälle zu schaffen. Sozusagen als Therapie macht Dolfi Kempf im Winter von Dezember bis April Langlauf. «Früher brachte ich es auf 6000 Kilometer pro Winter, heute sind es noch 3000. Ich gehe bei schönem Wetter jeden Tag auf die Loipe.» Ein anderes Rezept für seine Fitness habe er nicht, ausser so viel Bewegung wie möglich. Wenn man das überhaupt jemandem glauben kann, dann ihm.
Im Monat November schaltet Dofli Kempf jeweils einen Gang zurück. Ruhe sei angesagt und Briefe schreiben. «Ich schreibe im November rund 60 Briefe in englisch, italienisch und deutsch an meine vielen Freunde und Bekannten in der ganzen Welt».
Regionaljournal Zentralschweiz 17:30 Uhr