SRF News: Remo Buess, Sie sind in Niedergösgen aufgewachsen und haben Maschinenmechaniker gelernt. Wie kamen Sie zur Fotografie?
Remo Buess: Hobbymässig habe ich auf meinen Reisen Landschaften fotografiert. Beim Segelfliegen habe ich dann den bekannten Oltner Fotografen Marco Grob kennengelernt, der heute in New York lebt. 2010 durfte ich ihn an ein Fotoshooting begleiten, danach griff ich ihm regelmässig als Assistent unter die Arme und kam so selber zur Porträtfotografie.
Weshalb haben Sie sich auf Porträts spezialisiert?
Bei der Porträtfotografie friert man einen Augenblick für die Ewigkeit ein. Mich fasziniert es, ein Chronist der Zeit zu sein. Wenn ich unterwegs bin, suche ich ständig die Umgebung ab nach spannenden Gesichtern. Mich interessieren einfach Gesichter.
Was ist denn ein spannendes Gesicht?
Oftmals sind es eher ältere Leute, deren Gesicht eine Geschichte erzählt. Es muss nicht unbedingt ein schönes Gesicht sein. Wenn man ein Gesicht fotografiert, sieht man bis zur Seele dieser Person. Bei der Porträtfotografie kann sich die fotografierte Person nicht gut verstellen. Politiker müssen lachen auf Wahlplakaten, aber man sieht genau, dass das ein künstliches Lächeln ist.
Sie fotografieren Prominente wie Roger Federer, den französischen Staatspräsidenten François Hollande oder Topmodel Patricia Schmid, aber auch ganz normale Bürger. Was ist einfacher?
Bei den Prominenten muss man aufpassen, dass sie nicht schauspielern und sich verstellen. Bei den normalen Menschen, die sich nicht so gewöhnt sind, fotografiert zu werden, ist diese Gefahr natürlich weniger gross. Mein Ziel ist es immer, eine Person so zu zeigen, wie sie wirklich ist.
Wenn Sie auswählen könnten: Welchen Menschen hätten Sie am allerliebsten vor Ihrer Linse?
Der Dalai Lama wäre nicht schlecht. Oder bekannte Schauspieler wie Robert de Niro oder Morgan Freeman, die haben sehr interessante Gesichter und mit denen könnte man sicher eine gute Story machen, das wäre genial.