Nach fast drei Jahren Pause singt sie wieder, Ursula Füri-Bernhard, eine der renommiertesten Berner Opernsängerinnen. Allerdings nicht mehr als Sopran, sondern in der Stimmlage Alt – dies in der Oper Katja Kabanova am Stadttheater Bern. Pause machte die heute 56-Jährige nicht nur, weil sich ihre Stimme veränderte, sondern auch weil ihr Mann, Thomas Füri, schwer krank war. Ob ihre Zukunft eher beim Jazz oder bei der Oper liegt, lässt die Bernerin offen.
SRF News: Wie war das für Sie, als Sie merkten, dass sich Ihre Stimme verändert?
Ursula Füri-Bernhard: Ich habe einen grossen Stimmumfang und auch über Jahre meine Stimme gefördert. Aber gewisse Sachen, die hat man nicht im Griff. Die Stimme lässt nach in der Spannung, das berühmte hohe C wird ein Problem und deshalb bin ich kein Sopran mehr. Es machte mir enorm viel aus, das sind Identitätskrisen vom schlimmsten.
Ihr Mann, der Geiger Thomas Füri, hatte Parkinson und starb letzten Juli. Auch deshalb haben Sie sich aus der Öffentlichkeit zurück gezogen?
Ja. Es war ein Schlag in die unvorbereitete Magengegend. Für ihn und uns als Familie war das sehr schlimm. Für mich hiess das: Ich stehe dazu, nehme mir Zeit, schaue mal, was passiert. Aber es hat mir auch viel gebracht in der Vorbereitung auf den Tod.
Fast drei Jahre standen Sie auf keiner Bühne mehr, nun singen Sie wieder am Stadttheater Bern. Wie haben Sie ihre Stimme wieder trainiert?
Ich trainierte den Körper mit Fitnesstraining und Kondition und begann mit zehn Minuten singen pro Tag. Weil, wenn es Verspannungen gibt und ich dennoch singe, werden die Verspannungen noch grösser.
Es brauchte viel Selbstdisziplin.
Zudem ging ich wöchentlich in die Massage, um die Muskeln weich zu halten. Und es brauchte eine grosse Selbstdisziplin in der Probezeit, auch beim Essen und Trinken… Aber es ist sehr schön, wieder auf der Bühne zu stehen.
Vor der Pause haben Sie auch Jazz gesungen und Chansons, auf kleineren Bühnen mit Mikrofon. Wohin zieht es Sie in Zukunft?
Ich war noch nie so frei im Leben, obwohl ich jetzt alleine bin. Aber weil ich so Vieles kann, fühle ich auch eine Verpflichtung. Aber letztlich entscheidet etwas anderes, zum Beispiel welche Auftritte ich erhalte oder ob die Leute es toll finden, was ich mache. Es ist einfach schön, verschiedene Sachen gemacht zu haben. Und wenn ich den anderen davon etwas mitgeben kann, etwas schenken durch die Musik, dann ist dies ein enormes Privileg.
Das Gespräch führte Christine Widmer.