In Bern soll ein Ort entstehen, um Kinder mit lebenslimitierenden Diagnosen in der letzten Lebensphase zu begleiten. Ein Verein hat sich zum Ziel gesetzt, Platz für sechs bis acht Kinder anbieten zu können. Auch Ferienbetten sind geplant. Das heisst, es sollen Entlastungsangebote für Familien mit schwerkranken Kindern entstehen.
Noch ist der Weg zum ersten Kinderhospiz der Schweiz lang, der Verein will drei bis vier Millionen sammeln, um in rund zwei Jahren zu starten, sagt die Initiantin Sarah Clausen. Am Freitag veranstaltet der Verein einen Kinder-Lebenslauf, der auf dem Berner Münsterplatz endet, wo es ein Kinderprogramm gibt.
SRF News: Das Kinderhospiz soll in Bern voraussichtlich 2020 eröffnet werden. Warum braucht es ein solches Haus?
Sarah Clausen: Es braucht dieses Haus, um eine Lücke zu schliessen: Die Lücke zwischen Sterben im Spital und Sterben zu Hause. Bis jetzt gab es für schwerkranke Kinder nur diese zwei Möglichkeiten. Wir wollen ein Angebot schaffen, das mehr bietet. Wir wollen die letzte Zeit, die den Kindern und den Angehörigen bleibt, so gut und bunt wie möglich gestalten.
In Deutschland gibt es solche Kinderhospize bereits. Warum hier nicht?
Meine etwas provokative Antwort auf diese Frage ist: Weil die Kinder hier nicht sterben. Man redet nicht darüber. Zudem gibt die Schulmedizin den Weg vor: Entweder ist das Kind im Spital oder daheim. Andere Lösungen existieren nicht.
Wie soll das Hospiz in Bern aussehen, was passiert dort?
In unserer Vision entsteht ein wunderschönes Haus mit viel Garten und Umschwung. Es soll geräumig sein, damit eine betroffene Familie so weit wie möglich den normalen Alltag leben kann.
Es soll ein Rundumpaket entstehen, damit Eltern nicht mehr so viel Verantwortung tragen müssen, sondern einfach Eltern sein können.
Ein Team schirmt gleichzeitig alles ab, was im Wege stehen könnte. Seien es kleine Dinge wie ein Parkticket oder grössere Fragen wie die Finanzierung eines Medikamentes. Dazu gehört auch psychologische und seelsorgerische Unterstützung. Es soll ein Rundumpaket entstehen, damit Eltern nicht mehr so viel Verantwortung tragen müssen, sondern einfach Eltern sein können.
Es sind sehr schwierige Momente, die in so einem Haus durchlebt werden. Was erwarten sie in einem Kinderhospiz für eine Stimmung?
Kindersterben ist kein leichtes Thema. Viele Leute sprechen nicht gerne darüber. Meine Erfahrung zeigt aber, dass betroffene Kinder nicht Angst vor dem Sterben haben. Wenn sie im Moment leben und wieder lernen, Momente zu geniessen und bunt zu machen, haben alle mehr davon, als wenn sie traurig sind und einfach warten.
Das Gespräch führte Urs Gilgen.