Wie steht man heute zeitgemäss auf der Bühne: Diese Frage beschäftigt den neuen Schauspieldirektor. Und Jonas Knechts Einstand in St. Gallen zeigt, wie er sich die Antwort auf diese Frage vorstellen kann. Der 44-jährige Ostschweizer geht mit Hamlet an den Start. Auf drei unterschiedliche Arten zeigt das Theater den Shakespeare-Klassiker, auf drei verschiedenen Bühnen: Einmal die vertraute Version, einmal eine Adaption für Jugendliche, einmal Hamlet als Experiment.
Was seine Handschrift prägt
Knecht selbst führt bei der experimentellen Inszenierung Regie, die in der Lokremise gezeigt wird, also in einer Aussenspielstätte des Theaters, in der Nähe des Bahnhofs. Mit seinem Hamlet zeigt der neue Schauspieldirektor, wie er Theater machen will. Wenn er sagt, wie wichtig für ihn die Bewegung, die Performance, die Musik sind, dann wird dem Zuschauer während der knapp eineinhalbstündigen Inszenierung klar, was Knechts Handschrift prägt.
Knechts Hamlet ist kein klassischer Hamlet. Es ist eine Performance über Hamlet, in der die Tänzer und Schauspieler als Hamletexperten in einem Kongress auftreten. Von Shakespeares Stück sind nur Textfetzen und ein paar Monologe übriggeblieben. Die Musik ist in dieser Inszenierung wichtiger als das Wort. Auf der Bühne steht ein schwarzes Gerüst mit einem goldenen Balkon, gespielt wird darauf, auf einer Treppe und auf der sonst kargen Bühne. Es geht um Gefühlszustände: Um Liebe, Macht, Rache und Verzweiflung. Und natürlich um den Tod. Jonas Knecht schafft mit seinem Team eine atmosphärische, exakt inszenierte Stimmung, die einen Sog entwickelt.
SRF2 Kultur, Kontext, 9.03 Uhr