Früher war es nicht unbedingt besser, zumindest wenn man zwei Jahrhunderte zurückgeht. Heute arbeiten wir 8 statt 16 Stunden, treten später ins Berufsleben und die Arbeit, die wir machen, ist weit ungefährlicher als in früheren Zeiten.
«Vieles hat sich also zum Guten verändert» sagt der Soziologe Franz Schultheis, «aber in den letzten zwei Jahrzehnten hat man festgestellt, dass auch Schäden entstanden sind.» Der Mensch wurde zum «Arbeitskraftunternehmer»: Er soll eine hohe Leistung erbringen, sich dabei selbst motivieren, mit seiner Arbeitszeit autonom aber immer produktiv umgehen, dabei kommunikativ und sozial kompetent sein. Anforderungen, die Menschen auch überfordern können. «Burn out» ist das Stichwort dazu.
Das wissen wir alles. Und trotzdem fällt es und anscheinend schwer, anders zu arbeiten. «Wir müssen uns fragen, ob wir wirklich alles dem ökonomischen Prinzip unterordnen wollen», sagt dazu Soziologe Franz Schultheis von der Uni St. Gallen, auch das Gesundheitswesen oder die Schule. Für Veränderungen brauchen wir aber politische Entscheide. «Beispielsweise sollten wir uns die Frage stellen, ob es heute wirklich noch angebracht ist, 8 Stunden zu arbeiten. Würden bei der heutigen Produktivität nicht 6 Stunden genügen?», fragt Schultheis.