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Ostschweiz Drachen statt Hexen

Im Mittelalter fanden in vielen Regionen Hexenverfolgungen statt. Nicht so in der damaligen Freiherrschaft Sax-Forstegg, der heutigen Gemeinde Sennwald. Dort trieben Drachen ihr Unwesen – und deshalb wurden dort Drachen verfolgt.

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Zwischen 1450 und 1750 wurden in Europa über 50'000 Menschen als Hexen getötet. Auch in der Ostschweiz wurden Frauen und Männer als Hexen verfolgt, wenn sie «negativ» aufgefallen sind. Einen unrühmlichen Höhepunkt in der Hexenverfolgung war jeweils die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai – die Walpurgisnacht.

Der Drache vom Kamor

Der Bludenzer Geschichtsprofessor und Archivar am Vorarlberger Landesarchiv Manfred Tschaikner gilt als einer der wichtigsten Kenner der Hexenverfolgung. Er hat vom Toggenburg bis Vorarlberg, von Graubünden bis St.Gallen die sogenannten Hexenprozesse gesichtet. Dabei ist er auf eine erstaunliche Geschichte gestossen: In der Freiherrschaft Sax-Forstegg, der heutigen Gemeinde Sennwald, wurden nicht Hexen sondern Drachen verfolgt. Ein Drache soll beispielsweise beim Kamor gehaust haben, ein anderer im Erlenwäldli am Chelenbach. «Das überrascht», sagt Tschaikner.

Drachen übernehmen Rolle der Hexen

In einem Beitrag im «Werdenberger Jahrbuch 2016» schreibt er: «Die Freiherrschaft Sax-Forstegg weist zwei besondere Bezüge zum frühneuzeitlichen Hexenwesen auf: Zum einen stammte Anna Göldi, die bekanntlich – aber nicht zutreffend – als die letzte legal hingerichtete Hexe Europas gilt, aus Sennwald. Zum anderen lässt sich hier nachweisen, dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Drachen jene Funktion beigemessen wurde, die östlich des Rheins den Hexen zukam.»

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