Im nebligen Herbst lockt das Kaminfeuer und ein gutes Buch. Das letzte Jahresquartal ist das wichtigste für den Buchmarkt und die Verleger. Besonders in der Weihnachtszeit werden viele Bücher gekauft und verschenkt. Marcel Steiner ist Geschäftsführer des Appenzeller Verlags. Er hat nun eine besonders strenge Zeit hinter sich.
«Für das Weihnachtsgeschäft müssen die Bücher spätestens bis Ende September auf dem Markt sein, danach werden sie nicht mehr genug wahrgenommen», erklärt Steiner.
Einen Verlag hat man nicht, einen Verlag lebt man.
Die Zahlen müssen aber ebenfalls stimmen. Bis ein Hardcover-Buch rentabel ist, muss es sich rund 1000 Mal verkaufen, bei einem Taschenbuch reichen 500 verkaufte Exemplare.
Vorteil der Kleinen
«Die Beziehung zwischen Autor und Verlag ist immer eine zwischen zwei Menschen», sagt Steiner weiter. Das sei der Vorteil ihres kleinen Verlages. Sie hätten persönlichere Kontakte und so eine grössere die Chance, Talente zu entdecken, die bei grossen Verlagen vielleicht durch den Raster fallen.
Bestseller würden sie nicht verkaufen, sie hätten Longseller im Angebot: Kinderbücher, die sich seit 20 Jahren verkaufen, Krimis und besonders Appenzeller und Toggenburger Titel seien Zugpferde des Verlags.
Es gibt verschiedene Kriterien für ein Buch, welches vom Appenzeller Verlag verlegt werden soll:
- Sachbuch: Muss sich mit einer Thematik befassen, über die vorher noch nicht geschrieben wurde, zum Beispiel Mineralien im Alpstein.
- Belletristik: Das Buch muss Figuren enthalten, mit denen sich der Leser identifizieren kann. Gefragt sind auch Figuren mit Haltungen, zum Beispiel zu politischen und gesellschaftlichen Fragen.
Bei beiden Kategorien sei die Qualität des Inhalts sehr wichtig. Noch viel wichtiger sei aber der regionale Bezug. «Leser erkennen sich in bekannten Orten und Landschaften wieder.»
Noch lange nicht müde
Der 61-jährige Steiner liess sich zwar frühpensionieren, ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. «Die nächsten fünf Jahre möchte ich den Verlag aufbauen, die darauffolgenden fünf Jahre mich langsam nach einem Nachfolger umschauen und die dann während fünf Jahren meinen Verlag langsam übergeben.»