«Die Schweiz braucht keine weitere Zentralisierung, sondern starke Regionen. Dazu gehört, dass wir uns bei der technik-wissenschaftlichen Bildung von der engen Fixierung auf ein Planquadrat im Zentrum von Zürich verabschieden und die räumliche Entwicklung der ETH Zürich ausserhalb der Region Zürich vorantreiben», schreibt Kurt Weigelt, Direktor der Industrie- und Handelskammer (IHK) St. Gallen-Appenzell, in einem Grundlagenpapier.
Das Papier wird am Montagabend in St. Gallen am Konjunkturforum der IHK und der St. Galler Kantonalbank vorgestellt und diskutiert.
Ein Campus für die Zukunft
Konkret: Die IHK stellt das Areal Wil-West als möglichen ETH-Campus zur Disposition. Das Grundstück erfülle die Voraussetzungen «für den Aufbau eines zukunftsorientierten zusätzlichen Standortes für die ETH Zürich in jeder Beziehung», heisst es im Papier. So sei das Gelände verkehrstechnisch gut erschlossen, es gehöre dem Kanton St. Gallen, und es weise eine Nutzfläche von 300'000 bis 500'000 Quadratmetern auf. Gemäss Masterplan könnten im Gebiet Wil-West rund 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Weg vom «Downtown-Switzerland-Denken»
Der IHK schwebt eine «ETH Science City» vor nach dem Vorbild des Zürcher Campus auf dem Hönggerberg («Science City ETH Zürich») beziehungsweise der Stanford University in Kalifornien.
Beim Vorschlag der «ETH Science City Wil» gehe es nicht um regionale Interessenpolitik, betont IHK-Direktor Kurt Weigelt. «Vielmehr stellen wir die räumliche Entwicklung der Schweiz zu Diskussion (...) Wir wollen keine Hochhäuser im Weisstannental. Entscheidend ist, dass wir uns vom kleinkarierten Downtown-Switzerland-Denken verabschieden und die Schweiz als Global City begreifen.»
ETH hat keine Ausbaupläne
Die Idee der IHK sei interessant, aber im Moment habe die ETH Zürich weder Ausbaupläne noch Bestrebungen, in die Ostschweiz zu expandieren, sagt Roman Klingler, Mediensprecher der Zürcher Hochschule. Auch macht Klingler darauf aufmerksam, dass der ETH-Bereich bereits mit der Empa in St. Gallen, der Villa Garbald in Castasegna und dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos drei Institutionen in der Ostschweiz hätten.