Dort in den Weilern und Tälern kennt man die Frau mit dem roten, leuchtenden Haar und ihrer herzlichen, bodenständigen Art. «Die Leute machen mir Platz, wenn ich in meinem roten Jeep zu einem Notfall sause», sagt sie nicht ohne Stolz. Sie fahre gerne durchs Toggenburg, ihre Heimat und die Leute seien für sie wie eine Grossfamilie.
Kein Wunder, gibt es doch kaum einen Hof, auf dem die Hebamme nicht schon einem Kind auf die Welt geholfen oder es und die Mutter im Wochenbett betreut hat. 6000 Kinder seien es schon etwa, die sie bei deren Geburt begleitet hat.
Hebammenfieber hat sie schon früh gepackt
Etwas anderes als «hebämmele», wie sie im breiten Ostschweizer Dialekt sagt, habe sie sich nie vorstellen können. Als kleines Mädchen schon durfte sie ihre Mutter, eine Landhebamme im Dörfchen Libingen, begleiten. Zu Fuss oder im Winter mit den Skiern zu den Frauen im Wochenbett. Das Hebammenfieber packt sie bis heute. «Es ist immer wieder etwas Spezielles, wenn man so ein Kindli frisch auf der Welt begrüssen darf, das verleidet einem nie. Wenigstens mir nicht», sagt Luzia Brand und lacht.
Als 18-jährige war sie in der Ausbildung zum ersten Mal bei einer Geburt dabei. Bis in die 70er Jahre hätten die Frauen vor allem zu Hause geboren. Heute gebe es das im Toggenburg nur noch selten. «Ich finde, wir müssen das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, bei einer Geburt kann halt doch schnell etwas passieren und dann ist man froh, wenn ein Spital in der Nähe ist.»
Sie selbst hat ihre Kinder zu Hause geboren und einem der drei auch gleich ihre Berufung weitervererbt. Wie sie und bereits ihre Mutter ist nun auch ihre jüngere Tochter Hebamme geworden.