Der 48-Jährige, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, bestreitet die Tat. Bei der Befragung vor dem Kreisgericht Rheintal sagte er, er sei körperlich und psychisch krank, könne nicht arbeiten und sei von Sozialhilfe abhängig.
Laut Anklageschrift hatte der Libanese im September 2009 seine Schweizer Ehefrau mit den gemeinsamen Kindern im Alter von 11, 13, 16 und 17 Jahren unter dem Vorwand der Doppelheirat seiner Neffen in den Libanon gelockt.
Pässe abgenommen
In seinem Heimatort Baalbek nahm er Frau und Kindern die Pässe, Flugtickets und die Mobiltelefone ab und eröffnete seiner Frau, die Familie werde die nächsten zwei Jahre im Libanon bleiben.Der Mutter gelang es einige Wochen später, mit den damals 11- und 17-jährigen Söhnen aus dem Libanon auszureisen. Den 13- und 16-jährigen Töchtern verweigerte der Angeklagte jedoch die Rückreise in die Schweiz. Angeblich sollten sie in der Heimat ihres Vaters Arabisch lernen.
Plan für Zwangsheirat
Als die Mutter Wochen später erfuhr, dass ihr Mann die 16-jährige Tochter verheiraten wollte, reiste sie erneut in den Libanon und heckte einen Fluchtplan für ihre Töchter aus. Doch der Angeklagte und seine Brüder vereitelten die Flucht. Da die Mutter befürchtete, ihr Mann werde auch gegen sie eine Ausreisesperre anordnen lassen, reiste sie in die Schweiz zurück.
Laut Anklage schlug der Angeklagte seine ältere Tochter und drohte ihr damit, sie umzubringen oder in den Iran zu bringen. Die beiden Mädchen seien derart eingeschüchtert gewesen, dass sie sowohl gegenüber der libanesischen Polizei wie der Schweizer Botschaft angaben, sie seien freiwillig im Land. Erst im April 2011 gelang es den Behörden, die beiden zurück in die Schweiz zu bringen.
Wegen mehrfacher Freiheitsberaubung und Entführung verlangt die Staatsanwältin eine siebenjährige Freiheitsstrafe.
«Mutter war einverstanden»
Der Verteidiger forderte einen Freispruch. Die Anklage stütze ihre Vorwürfe in diesem «unklaren Fall mit hohem Strafantrag» lediglich auf die Aussagen von Mutter und Töchtern. Beweise für die Vorwürfe gegen den Angeklagten gebe es nicht.
Laut dem Angeklagten reiste die Familie freiwillig in den Libanon. Auf Anraten seines ältesten Bruders habe er seinen Töchtern die Möglichkeit geboten, in seinem Heimatdorf zu bleiben, um Arabisch zu lernen. Die Mutter habe anfangs gezögert, sei jedoch nach mehreren Gesprächen mit einem mehrwöchigen Sprachaufenthalt ihrer Töchter einverstanden gewesen.
Angeklagter schiebt Schuld auf Bruder
Der 48-Jährige bestreitet diese Vorgänge. Seine beiden Töchter seien freiwillig bei ihm und seinen Verwandten im Libanon geblieben, sagte er dem Gericht. Auf Nachfrage des Richters beschuldigte der Angeklagte seinen Bruder, die beiden Mädchen festgehalten zu haben. Wie bereits in der Untersuchungshaft verstrickte er sich in eine verworrene Geschichte. Als der Gerichtspräsident ihn der Lüge bezichtigte, wurde der Mann ausfällig.
Die beiden heute erwachsenen Töchter folgten der Verhandlung unter Tränen. Sie fordern von ihrem Vater eine Genugtuung von je 100'000 Franken.
Das Urteil des Kreisgerichts Rheintal wird in den nächsten Tagen erwartet.