Weil Paul Grüninger Gesetze missachtete und sich im Sinne der Menschlichkeit dafür entschied, Menschenleben zu retten statt Menschen in den Tod zu schicken, wurde er von der St. Galler Regierung fristlos entlassen. 1940 verurteilte ihn das Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung. Grüninger wurde verfemt und später vergessen. Bis zu seinem Tod 1972 lebte er in Armut.
Späte Wiedergutmachung
1993 ist Paul Grüninger durch die St. Galler Regierung politisch rehabilitiert worden. Ein Jahr später hat der Schweizer Bundesrat eine Ehrenerklärung für Paul Grüninger veröffentlicht. 1995 hat das Bezirksgericht St. Gallen ihn auch juristisch rehabilitiert. 1998 schliesslich stimmte der Grosse Rat des Kantons St. Gallen einer materiellen Wiedergutmachung zu und entschädigte die Nachkommen Paul Grüningers für die durch die fristlose Entlassung entstandenen Lohn- und Pensionseinbussen des Hauptmanns. Der ganze Betrag wurde von den Nachkommen des Hauptmanns in die Paul Grüninger Stiftung eingebracht.
Theater-Stück als zusätzliche Genugtuung
An vorderster Front für die Rehabilitierung von Paul Grüninger kämpfte der St. Galler Ständerat Paul Rechsteiner: «Dass das Theater das Leben von Paul Grüninger auf die Bühne bringt, ist ein grosser Sprung für St. Gallen, nachdem sich die Behörden mit der Rehabilitierung so schwer taten.» Im Premieren-Publikum sass mit Dieter Roduner auch der Enkel von Paul Grüninger: «Ich bin tief bewegt, weiss gar nicht was sagen.» Und auch alt Regierungsrätin Kathrin Hilber rang um Fassung: «Ich war hautnah dabei beim Rehabilitierungsprozess. Mir ging das Theater-Stück unter die Haut.»
Die Premiere in der Lokremise St. Gallen war ausverkauft. Rund 20 Jahre nach der juristischen Rehabilitierung von Paul Grüninger ist der St. Galler Polizeikommandant wieder Stadtgespräch in St. Gallen.