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Ostschweiz Präventive Therapie für Pädophile in Frauenfeld

Rund ein Prozent aller Männer zwischen 18 und 75 Jahren haben laut Studien auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien. Genau für solche Menschen bietet das Forensische Institut Ostschweiz Forio in Frauenfeld spezifische Therapien.

Vorbeugen, damit gar nicht erst etwas passiert. Mit diesem Grundsatz ging das Forensische Institut Ostschweiz Forio in Frauenfeld 2006 neue Wege. «Bis dahin war es vor allem üblich, Pädophile nach einer Tat zu therapieren», sagt Forio-Geschäftsführerin Monika Egli-Alge. «Wir wollen aber mit unserer Therapie ansetzen, bevor etwas passieren kann.» Im Forio werden zwar auch Straftäter behandelt, die von der Justiz zu einer Therapie verpflichtet wurden. Aber etwa die Hälfte der rund 40 pädophilen Männer, die derzeit vom Forio behandelt werden, begeben sich freiwillig in Behandlung?

18 spezialisierte Fachleute aus Psychiatrie, Psychologie und Heilpädagogik arbeiten im Forio – in Frauenfeld und in Zug. Gearbeitet wird in Einzelsitzungen, aber auch in der Gruppe. Laut Rechtspsychologin Monika Egli-Alge ist eine Heilung der sexuellen Präferenzstörung fast unmöglich: «Es geht vielmehr darum, dass die Männer lernen, ihre sexuellen Impulse zu kontrollieren. Sie müssen akzeptieren, dass sie ihre Neigung niemals ausleben dürfen.» Um das zu erreichen, entscheide sich ein Teil der therapierten Männer für ein komplett abstinentes Leben. Andere würden sich mit Masturbation und sexuellen Phantasien behelfen. Laut der Psychologin suchen sich einige ihrer Klienten auch jüngere Partnerinnen und Partner, die in Statur und Aussehen etwas Kindliches haben, aber dem Schutzalter entwachsen sind. Erlaubt sei vieles, nur eines nicht: «Es darf niemals zu einem Übergriff kommen.»

Monika Egli-Alge träumt von einer nationalen Kampagne, die auf das Problem Pädophilie hinweist. Denn jedesmal, wenn das Thema in der Öffentlichkeit diskutiert werde, steige beim Forio die Zahl der therapiewilligen Pädophilen sprunghaft an. Rückhalt bekommt die Psychologin mit diesem Anliegen von Nationalrätin Nathalie Rickli (SVP) und Ständerat Daniel Jositsch (SP). Sie fordern in einem gemeinsamen Postulat ein nationales Präventionsprojekt, dass sich an pädophile, nicht straffällige Männer richtet.

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