Kilometerlange Staus, verstopfte Strassen, schlechte Luft, Lärm: Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen kämpft seit über 40 Jahren gegen den Verkehr. Verschiedene Lösungen, um das Problem in den Griff zu bekommen, sind bisher aber gescheitert. Jüngstes Beispiel: Im Herbst 2011 sprach sich das Stimmvolk klar gegen eine Tunnel-Lösung aus.
Stadtrat arbeitet mit Bevölkerung zusammen
Der Stadtrat hat aus dieser Niederlage seine Lehren gezogen - und entschieden, die Bevölkerung in die Ausarbeitung von neuen Lösungen miteinzubeziehen.
Unter dem Titel «Mobilitätszukunft» haben Bürger und Stadtrat verschiedene Lösungsansätze diskutiert und eine Strategie verabschiedet. Diese wurde der St. Galler Regierung überreicht.
Kurz- und mittelfristig will Rapperswil-Jona das Verkehrsproblem mit verschiedenen Massnahmen eindämmen, wie der zuständige Stadtrat Thomas Furrer in der Sendung «Regionaljournal Ostschweiz» von Radio SRF 1 erklärt. Dabei gehe es um zusätzliche Velowege, sicherere Fussgängerstreifen, eine gezieltere Steuerung des Verkehrs und eine dritte Fahrspur auf der Verbindungsstrasse St. Galler Strasse/Neue Jona Strasse. Auf diese Weise kämen die Busse besser durch den Verkehr.
Tunnel als einzige Lösung
Langfristig gebe es nur eine Lösung, so Furrer: Einen Tunnel, von Hurden im Kanton Schwyz, unter dem See und der Stadt durch bis nach Hüllistein, östlich von Rapperswil. 5,5 Kilometer lang, mit einem Anschluss an das Strassennetz im Zentrum von Rapperswil. Kostenpunkt: rund 850 Millionen Franken.
Im Gegensatz zur gescheiterten Tunnel-Lösung sei diese Tunnel-Lösung breiter abgestützt, so Furrer. Auch die Gegner hätten im Forum an der neuen Lösung mitgearbeitet. Hubert Zeis, der die ursprüngliche Vorlage bekämpft hatte, erklärt: «Diese Lösung macht Sinn. Erstens, weil damit das Transitproblem angegangen wird. Zweitens, weil die ganze Stadt berücksichtigt wird. Und drittens, weil der Tunnel unterirdisch gebaut wird und so das Stadtbild nicht beeinträchtigt.»
Bis der Tunnel realisiert werden könnte, dauert es mindestens 20 Jahre. In einem nächsten Schritt wird die St. Galler Regierung zum Projekt Stellung nehmen
Schwyzer Regierung skeptisch
Othmar Reichmuth, Baudirektor des Kantons Schwyz, ist von der Tunnellösung nicht überzeugt. «Ich glaube nicht, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis aufgeht.» Zudem liege der Wiler Hurden in einem Naturschutzgebiet. Grossbauwerke könnten deshalb schwierig zu realisieren sein. Falls das Tunnelprojekt weiterverfolgt werde, erwarte man, dass die St. Galler Regierung mit dem Kanton Schwyz Kontakt aufnimmt, so Reichmuth weiter.